Machete
Na, habe ich eure Aufmerksamkeit? Die der männlichen Leser auf jeden Fall. Was Robert Rodriguez’s neuester Streich Machete für die holde Weiblichkeit bereithält ist stereotypisch betrachtet erstmal ziemlich wenig. Sinnfreies Actionkino, äußerst simple Handlung, ein recht ansehenlicher Cast und ein ganzer Batzen Selbstironie stehen hier auf dem Plan.
Gott oh Gott, was habe ich mich seit Bekanntwerden von Machete auf die Deutschlandpremiere gefreut. Jeden Schnipsel Information hab ich aufgesogen. Ja, ich konnte es kaum noch erwarten, Machte endlich im Kino zu sehen. Der Film startete also 04. November 2010 in den deutschen Kinos. Und ich kam meinem Verlangen natürlich nicht nach. Warum auch immer, ich bekam es nicht auf die Reihe, ins Kino zu gehen und Machete anzuschauen. Bis zum 28. Dezember 2010. Richtig, noch im alten Jahr hab ich ihn mir angesehen und komme erst jetzt dazu, mich zu Machete zu äußern. Das muss ich auch. Zumindest seh ich das so. Denn so, ich zitiere mich gerne selbst, sinnfrei Machete auch ist, der Film macht Laune. Massig Laune.
Aber zu allererst die Story. Diese gibt es nämllich wirklich und könnte mit Leichtigkeit aus der Feder eines Drehbuchautors der unzähligen Steven Seagal– Filmen stammen. Steven Seagal, da war doch was? Dazu später mehr. Die Story:
Machete (Danny Trejo) war einst in Diensten der mexikanischen Bundespolizei unterwegs, bis der Drogenbaron Torres (Steven Seagal) ihn komplett schaffte, indem er seine Frau und seine Tochter um die Ecke brachte. Machete ist seitdem natürlich ein gebrochener Mann und versucht sich mit Gelegenheitsjobs an der amerikanisch-mexikanischen Grenzen Arizonas seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Gleichzeitig sinnt er natürlich auf Rache, sobald es sich ihm irgendwann die Möglichkeit dazu bietet.
Auf einmal kommt ein glattgezogener Geschäftsmann (Jeff Fahey aka Michael Booth) daher und bietet Machete die Möglichkeit, sein Leben wieder auf Vordermann zu bringen und sich sämtlicher finanzieller Sorgen zu entledigen: Er soll für satte 150.000 Dollar den US-Senator McLaughlin (Robert De Niro) zur Strecke bringen. Null Problemo, wäre da nicht eine äußerst fiese Intrige, Machete als potenziellen Mörder eines US-Senators darzustellen, welcher vehement für die Abschiebung mexikanischer Emigranten und die Verbarrikadierung der amerikanisch-mexikanischen Grenze kämpft und dem ein Attentat durchgeführt von einem mexikanischen Migranten perfekt in seine Wahlpropaganda passt.
Machete wird als Sündenbock gebrandmarkt, muss und will sich wehren. Unterstützung bekommt er hierbei von einem mysteriösen Netzwerk mexikanischer Einwanderer, an dessen Spitze die Kämpfernatur Shé steht, in Wirklichkeit Luz (Michelle Rodriguez), die nette Taccoverkäuferin von der Straßenecke. Außerdem mischt noch die junge, aufstrebende US-Agentin Sartana Rivera (Jessica Alba) mit, ebenfalls eine mexikanische Einwanderin und damit beauftragt, dem geheimen Netzwerk des Widerstands auf die Schliche zu kommen. Jedoch fühlt sie sich mit der Zeit zu Machete hingezogen und im weiteren Verlauf versucht sie, gemeinsam mit Machete die korrupten Machenschaften Michael Booths und Senator McLaughlins aufzudecken und Machete bei seinem Rachefeldzug zu helfen. Und selbstverständlich hat auch zu Beginn angesprochener Drogenboss Torrez bei diesen dubiosen Geschäften seine Finger mit ihm Spiel...
Ich saß also in einem klitzekleinen Kino, vielleicht mit 50 oder gar 60 Plätzen, in Berlin-Kreuzberg gegen 22 Uhr an einem Dienstag wenige Tage vor Silvester/Neujahr und war nun doch soweit gekommen, endlich Machete sehen zu können. Und es war gut. Oder sagen wir unterhaltend. Eigentlich genau das, was der Rated R– Trailer versprochen hatte.
Offensichtlich ist es wohl, dass man hier keinen Meilenstein der Filmgeschichte erwarten darf. Auch tiefgründiges, sinnvolles Kino ist auszuschließen. Aber wer sich in einer Film von Robert Rodriguez reinsetzt, der erwartet so etwas auch nicht. Sowieso bezweifele ich, dass auch nur einer im Kino saß, und da waren schon ein paar, der nicht wusste, was ihn erwarten sollte. Machete ist direkt, schnörkellos und nicht zu bremsen. Das alles trifft auf Film wie auch auf den Hauptdarsteller Danny Trejo zu, welcher natürlich den von Mexiko nach Amerika emigrierten, von Rachegelüsten angetrieben und erbarmungslosen Machete verkörpert.
Allein der Cast lässt einen mit der Zunge schnalzen. Fangen wir an mit Machete himself, Danny Trejo. Was ein Hund! Danny Trejo ist wohl aller Lieblingsmexikaner und Nebendarsteller in mehr als einer Fantastillionen Filmen. Diesmal darf er aber als Hauptdarsteller ran und macht das… Eigentlich macht er das nur. Man weiß gar nicht, wie man es beschreiben soll. Natürlich ist Trejos grimmige, miese Visage optimal für den beinharten Machete. Eigentlich eine Optimalbesetzung. Aber es ist nunmal Danny Trejo. Und wer schon mal Danny Trejo gesehen hat, weiß was ich meine. Man kann ihn einfach schwer für voll nehmen. Er ist in meinen Augen einfach eine fast lächerliche Figur. Tschuldigung Danny. Aber die Rolle des Machete passte gut zu ihm, auch wenn man ihn und seine Gestalt in manchen Situation wirklichnicht ernst nehmen kann.
Neben Trejo tummeln sich noch einige große Fische wie Jessica Alba als vorbildliche Gesetzeshüterin im Dienste des FBIs an der mexikanischen Grenze, welche im späteren Verlauf dem natürlichen Charme Machetes nicht wiederstehen kann und zu seiner Liebschaft avanciert, Robert De Niro als polemischer Südstaatensenator, der am allerliebsten die komplette maxikanische Genzen verminen würde und selbstverständlich auch Steven Seagal als Oberfiesling und mächtiger Drogenboss, welcher Machetes aka Danny Trejos Antrieb für dessen grausamen Rachefeldzug ist.
Ansonsten hätten wir da noch den urkomischen Cheech Marin als schießwütigen katholischen Pfarrer und Machetes Bruder im Geiste, Don Johnson als kaltblütigen Arizona-Sheriff, Jeff Fahey als geschniegelten Mittelsmann, Lindsay Lohan als dessen, wer hätte es gedacht, drogensüchtigen Tochter und abschließend Michelle Rodriguez, bekannt aus Avatar als todesmutiger Wolkenguerilla, in der Rolle der Luz, der dubiosen Taccoverkäuferin und zugleich Anfühererin der mexikanischen Emigranten und deren Widerstandsbewegung unter dem Pseudonym Shé. Eine lustige Truppe, die noch durch weitere ulkige Gestalten ergänzt wird. Ein unterhaltendes Gesamtpaket an Schauspieler, von denen niemand seine Rolle zu ernst nimmt und genauso spielt, dass der Zuschauer wahrlich amüsiert wird.
Ich wiederhole mich ungern: Machete macht Laune. Ab und zu fliegt mal ein Arm oder Bein durchs Bild, weil Danny Trejo nicht mehr alle Klingen beisammen hat. Da wird auch mal der gute alte Dünndarm als Liane missbraucht, um sich von einer Etage in die nächste zu schwingen. Solange es nicht der eigene ist. Am Ende wird nochmal schön um sich geballert, selbst die zwei heißen Krankenschwestern aus dem Hospital der Widerstandsbewegungen dürfen wolllustig ein paar Salven von sich geben. Ach, man kommt aus dem Grinsen nicht mehr heraus, ist das nicht wunderbar?
vl.n.r.: Jeff Fahey, Regisseur Robert Rodriguez, Michelle Rodriguez und
Danny "Machete" Trejo
Rodriguez zieht seinen derben Schwachsinn bis zum Ende durch, nimmt sich und seine Arbeit selten zu ernst und liefert dem Kinobesucher 105 Minuten Unterhaltung satt. Da stört man sich auch nicht an wackligen Kamerafahrten, stereotypische Charakterbilder, absehbarer Handlungsstränge oder absoluten Unrealismus. Zurücklehnen, Flasche auf, Prost und ab die wilde Fahrt.
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Fazit
Ach, was ein uriger Film. Man muss sich solche Sachen einfach von Zeit zu Zeit gönnen, hohles, direktes, derbes Actionkino. Robert Rodriguez enttäuscht hier keinen seiner Fans, welche genau solch ein Machete erwartet haben. Kenner genießen Machete ohne jedweigen Anspruch auf logische Sequenzen und tiefsinnigen Einstellungen. Machete ist derb und dreckig, perfekt für den Filmabend mit einer handvoll Kumpels. Ach ja, Jessica Alba ist übrigens kurz nackt unter der Dusche zu sehen. Hab ich das schon erwähnt? Ich find Machete gut, definitiv was für Genre- und Rodriguez-Fans. Unwissende mögen anfangs schockiert sein, wobei sich manch einer schnell von der Art und Weise dieses Filmes angesprochen fühlen wird und andere eher gleich abwinken. Gibt ihm eine Chance. Ich empfehle es. Und bevor ich es vergesse: Machete will return!
(Trash-)Wertung:
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Trailer
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