Donnerstag, 10. November 2011

Ene mene miste, wer wandert in die Kiste?

Review

Killer Elite


 Jason Statham hier, Jason Statham da. Der Brite flimmert in regelmäßigen Abständen über die große Leinwand, meistens in persona einer krass-guten Actionheldens, der tüchtig austeilt und den ein oder anderen coolen Spruch ablässt. Vor einer Weile machte dann ein Trailer zu seinem neuesten Steifen Killer Elite die Runde. Rasant geschnitten, da ein kleine Prügelei, hier eine Explosion, Feuergefechte, markante One-Liner und im Hintergrund läuft "Rock me like a Hurricane" von den Scorpions. Wagen wir mal einen Blick. Dabei herumgekommen ist mittelmäßiges Popcorn-Kino, ganz unterhaltsame Actioneinlagen, aber allen in allen ein eher unbefriedigender Kinobesuch, wenn man einen guten Statham-Film á la Crank erwartet.


Guy Ritchie sollte er dankbar sein, der gute Jason Statham. Mit Bube Dame König grAS und Snatch hatte der britische Regisseur Statham die Tür nach Hollywood geöffnet. Und seitdem spielt er eigentlich immer die gleiche Rolle. Eine coole Sau, die unter einem Adrenalinschock steht  oder sich auf der Suche nach seinem eigenen Herzen befindet (Crank), teuflisch gut Autofahren kann (Transporter, Death Race), schlicht und einfach Leute umbringt und als Auftragskiller arbeitet (The Mechanic) oder eben von allen ein bisschen macht (The Expendables). Ob man ihn mag oder nicht, Jason Statham hat sich längst nach ganz oben in der Liste gearbeitet und führt die Riege der neuen Stallones, Schwarzeneggers und Co. an.

Eigentlich kann man von einem Film mit Jason Statham nicht viel erwarten. Man ist meistens Teil einer nur aus Männern bestehenden größeren Gruppe und will sich mal wieder Action satt geben. Jeder aus dieser Gruppe hat auch jeden Jason Statham-Film bis dato gesehen und will ihm zum zigsten Mal dabei bestaunen, wie er irgendjemanden zusammenschlägt oder irgendetwas hochjagt. Dazu gesellt sich dann noch die Hollywoodgröße Robert De Niro als sein erfahrener Lehrmeister und der renommierte Clive Owen als Gegenspieler. Ein bisschen Krawumms, ein bisschen Auftragsmord, belangloses politisches Gelaber und überaus unnötiges Liebesgewäsch, fertig ist der recht kurzweilige 0815-Durschnitts-Actioner, der mit gut zwei Stunden viel zu lang und streng genommen kaum der Rede wert ist. 


Zum Inhalt:

So um das Jahr 1980 herum. Danny Bryce (Jason Statham) ist einer der besten seines Faches, ein absoluter Profi-Auftragskiller. Aber langsam hat er das ganze Töten satt, er will einen Schlussstrich ziehen und sich aus dem Gewerbe verabschieden. Da kann auch sein bester Freund und Mentor Hunter (Robert De Niro) nicht viel dran rütteln. Doch hat der gute Danny nicht viel von seiner Ruhe, gut ein Jahr nach seinem Ausstieg, wird er informiert, dass sein alter Kumpan Hunter im Oman als Geisel gehalten wird und nur Danny ihn da wieder rausboxen kann. Wie sich rausstellt wollte Hunter einen ganz großen Coup durchziehen und hat sich dabei eiskalt verkalkuliert. Jetzt steht er bzw. Danny in der Schuld eines omanischen Scheichs, der für letzteren einen sehr heiklen Auftrag hat, um Hunters Freiheit zu erkaufen.

Danny soll nämlich das machen, wovor sich Hunter gedrückt hat: Er soll Rache nehmen. Und zwar an alten Mitglieder der britischen Spezialeinheit SAS, welche drei der vier Söhne des Scheichs im Omankrieg umgebracht haben. Dafür gibt der Scheich Danny die Namen der drei SAS-Agenten, welche den Großteil seines Nachwuchses auf dem Gewissen haben. Danny muss sie eliminieren, um Hunter aus der Misere zu helfen. Dafür stellt er ruckzuck ein kleines Team auf die Beine und geht die Sache schnellstens an. Doch verkompliziert sich die Angelegenheit, als der Ex-SAS-Agent Spike Logan (Clive Owen) sich dazu berufen fühlt, sein ehemaligen Kollegen des SAS vor Danny und seinem Team zu beschützen. Wer stirbt wie, wann und wo, kann Logan Danny aufhalten, kann Danny Hunter befreien und was steckt wirklich hinter all dem Firlefanz. Fragen über Fragen, die selbstredend beantwortet werden müssen.


Fangen wir mit den guten Sachen. Killer Elite ist unterhaltsam. Besonders bei den schnellgeschnittenen Szenen, von denen es leider viel zu wenige gibt. Denn genau in diesen Momenten macht der Film wirklich Spaß. Auch bei den gelungen Kampfchoreographien schaut man gespannt zu, der Faustkampf zwischen Statham's Danny und Owen's Spike markiert wohl den Höhenpunkt des Films, weil man dann endlich reine Action für gefühlte zehn Minuten bekommt. Der Großteil der Actionsequenzen ist nämlich entweder viel zu kurz oder zu langatmig/ uninteressant. Hier hätte die Devise "weniger ist oft mehr" gelten sollen, lieber gezielt eine Situation überzeichnen und übertrieben mit reichlich Getöse vollpacken, als immer wieder kleine Happen über den gesamten Film zu verteilen.

Jason Statham spielt wie bereits geschrieben Jason Statham aka Danny Bryce, der gewohnt lässig, überausgebildet und unnachahmbar Backpfeifen verteilt. Natürlich macht gerade das phasenweise großen Spaß, doch betrachtet man das Gesamtbild präsentiert sich Statham wie so oft in seiner Schauspielerkarriere als arg eindimensional. Da kann auch keine aufgesetze Liebesgeschichte helfen, die nebenbei bemerkt wirklich überhaupt nicht nötig gewesen wäre und zusätzlich noch das Tempo aus Killer Elite rausnimmt. Heutzutage muss ja überall noch ein wenig Herzschmerz mit rein, aber das hat in Killer Elite nur Zeit gekostet und gelangweilt.


Robert De Niro passt eigentlich überhaupt nicht in diesen Film, weil er einfach nicht seiner Kragenweite entspricht. Er hat seine ein oder andere coole Szene und macht als Veteran auch gar keine schlechte Figur, doch weiß man als Filmfreund tief in seinem Inneren, dass das irgendwie nicht passt. Nichts gegen De Niro, ich bin ein großer Fan, doch wahrscheinlich ist er zu alt für diesen Film und seine Rolle. Clive Owen trägt einen mordsmäßigen Tom Selleck-Gedächtnis-Schnauzer und macht das als vermeintlicher Gegenspieler Stathams auch recht gut, besonders wenn es um das Austeilen geht. Doch hätte auch hier jeder x-beliebige Schauspieler seine Rolle verkörpern können. Bis auf die Gesichtsbehaarung gibt es wenig Markantes an der Performance.

Positiv und ebenso negativ fällt das Setting auf. Gut daran ist, dass man sich wirklich im Rahmen der 80er Jahre bewegt und dadurch endlich mal die Finger von komplexen Computermechanismen und Alleskönner-Gadgets gelassen hat. Davon gibt es zu viel auf dem Markt, bei Killer Elite bleibt es größtenteils unkompliziert, ein wenig Technik-Hokuspokus darf nicht fehlen, jedoch wird der Film damit nicht überladen. Was mich jedoch ein wenig störte, war der etwas aufgesetze Zeitgeist der 80er. Schön und gut, wir haben alte Automodelle auf der Straße, flippige Flanellhemden und Lederjacken, reichlich Oberlippenbärte und Koteletten, aber sonst? Das war mir zu einfach, sogar ein Tick zu billig. Von der Atmospäher kam da in meinen Augen nicht viel 80er-Jahre-Flair rüber, in diesem Bereich schwächelte Killer Elite.


Letztendlich haben Gary McKendry (erst seine zweite Langfilm-Produktion) und Kollegen gar nicht so viel falsch gemacht. Sie wollten das Genre nicht revolutionieren, sie wollten einen soliden, unproblematischen und kurzweiligen Action-Film mit einer überschaulichen Story abliefern. Und als solchen kann man Killer Elite großzügig gesehen schon bezeichnen. Da sind auch die ganzen von mir weiter oben angesprochenen Makel verzeihbar. Das sind Dinge, die man in jedem Actioner von heute anprangern kann. Doch gibt es halt einen Punkt, der Killer Elite im Gesamtergebnis sowie -erlebnis nach unten zieht: Der Film ist zu lang. Nehmt das absurde Liebes-Geblubber raus, staucht den Film ein wenig zusammen, packt gerne noch die ein oder andere intensivere Actionsequenz rein und landet schließlich bei gut 90 Minuten Film. Dann hätte sicher auch ich wesentlich mehr Spaß an Killer Elite gehabt. So musste ich mich im Kino doch so manches Mal selber wecken.

Und das der Film auf wahren Begebenheiten fußen soll, wenn es so ist, dann soll es so sein, im Kino aber wollte das keiner so richtig glauben. Wen es trotzdem interessieren sollte, der kann nochmal einen Blick auf jenen Wikipedia-Artikel zum Buch The Feahter Men von Sir Ranulph Fiennes werfen, welches die Grundlage für das Drehbuch zu Killer Elite bildete.

Da habt ihr's, gerade mal so groß wie der Robert De Niro: v.l.n.r. Jason Statham, Robert De Niro, Yvonne Strahovski, Regisseur Gary McKendry und Clive "Mustache Gone" Owen
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Fazit

Fans des Actionkinos und Jason Stathams werden auf ihre Kosten kommen. Die Handlung ist seicht und die Kampfchoreos sind knackig, insgesamt ein solider Actioner wie man sie nur all zu gut kennt, nichts außergewöhnliches oder bahnbrechendes. Größtes Manko ist in meinen Augen die zu lange Spielzeit, dadurch kommt während des Films zu oft Langeweile auf, die nebenläufige Liebesgeschichte hätte man sich sparen können.  Wenn man seine Erwartungen nicht zu hoch steckt, kann man mit Killer Elite bestimmt seinen Spaß haben. Man bediente sich an dem altbewährten Grundkonzept von Actionfilmen wie Killer Elite nun mal einer ist und hat dabei auch nicht so viel falsch gemacht, nur hätte der Film schlussendlich weitaus kompakter sein müssen, um den überwiegenden Teil des Publikums bei der Stange halten zu können. 

Wertung:

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Trailer

Dienstag, 8. November 2011

Hagel und Granaten!

Review

Die Abenteuer von Tim und Struppi - 
Das Geheimnis der Einhorn

 Hatte ich einen Spaß. Und hatte ich mich darauf gefreut. Warum auch immer, Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn, darauf habe ich mich dieses Kinojahr wirklich sehr gefreut. Sei es die erfolgsversprechende Kollaboration von Steven Spielberg und Peter Jackson, den für meinen Geschmack dank Motion Capturing wunderbaren Stil oder der alte Charme der Tintin-Comics. Selbstverständlich bin ich sofort in die erstbeste 3D-Vorstellung reingegangen und wurde mehr als überzeugt. Für mich ein wahnsinnig unterhaltsames Kinoerlebnis, dass mich mit seiner fotorealistischen 3D-Optik voll und ganz in seinen Bann gezogen hat.


Dabei bin ich gar nicht so sehr in der ganzen Tintin-Materie drin. Comic-Altmeister Hergé veröffentlichte 1929 seinen ersten Tintin-Band, hierzulande unter dem Titel Im Lande der Sowjets. Es folgten unzählige weitere Geschichten über den pfiffigen Journalisten, Reporter und Teilzeit-Detektiv in Personalunion, über 20 Bände schuf Hergé bis zu seinem Tod. Die Fangemeinde ist riesig, Tintin gehört zur europäischen Popkultur wie der kleine Foxterrier Struppi zum gleichnamigen Helden der Comic-Reihe. So folgten auch einige Comic-Verfilmungen, die ganz im Zeichen der Vorlagen gehalten waren und jung wie alt große Freude bereiteten.

2009 machten sich dann zwei Größen des Filmgeschäfts konkret an den Geschichten von Tim und Struppi zu schaffen. Steven Spielberg und Peter Jackson höchstpersönlich, beide große Fans Hergés seiner Schöpfung, nahmen sich vor, den Comic wiederzubeleben, einen neuen Film zu machen und mit Hilfe neuester Filmtechnik das Publikum aus den Socken zu hauen. Jedoch machte sich auch schnell Skepsis breit. Das Geld macht man normalerweise auf dem amerikanischen Filmmarkt, doch interessiert sich da einer für Tim und Struppi? Und wie schaut's mit dem eigenwilligen Look aus, funktioniert das Motion Capture-Verfahren und können wir die Leute dafür begeistern? Mich auf jeden Fall. Dynamisches Abenteuer á la Indiana Jones pur, für Groß und Klein, Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn macht mächtig viel Spaß, sieht hervorragend aus und ist definitiv eine absolute Empfehlung des Kinojahres.


Zum Inhalt:

Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn. Damit ist eigentlich alles gesagt, es geht um das Geheimnis der Einhorn. Wie Einhorn? Fantasy-Schmonsens oder was? Mitnichten, denn Einhorn ist der Name einer alten Kriegsgaleone, welche im 17. Jahrhundert durch die Karibik schipperte. Und just von diesem Schiff findet der umtriebige Tim (Jamie Bell) auf einem Flohmarkt ein detailgetreues Modell. Schon bald wird der junge Reporter feststellen müssen, dass diese exakte Nachbildung der Einhorn mehr als nur ein einfaches Modell ist. Es birgt ein Geheimnis über einen verlorengegangen Schatz und Tim, an seiner Seite sein Hund Struppi und neugierig wie eh und je, will diesem Mysterium natürlich nachgehen. Da ist er aber nicht der einzige und findet sich so kurze Zeit später auf einem Schiff geknebelt und in den Laderaum gesperrt wieder.

Wer steckt dahinter? Der dubiose Iwan Iwanowitsch Sakharin (Daniel Craig) hat hier seine Hände im Spiel und will den verschollenen Schatz der Einhorn in seinen Besitz bringen. Dafür scheut er auch vor keiner Missetat zurück. Tim indes muss den Fängen Sakharins erst einmal entkommen und trifft dabei auf den dauertrunkenen Käpt'n Haddock (Andy Serkis), dessen Verbindung zum Geheimnis der Einhorn und Sakharin erst im Laufe des Films immer deutlicher wird. Doch vorerst beginnt die wilde Hatz quer durch die Welt, Tim, Struppi und Haddock gegen Sakharin, wer wird das Mysterium des alten Kriegsschiffes lüften, wer wird die Nase vorne haben und wer wird den kürzeren ziehen?


Endlich mal wieder ein gelungener Abenteuer-Film. Erste Kritiker verglichen Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn gleich mit Spielberg's Jäger des verlorenen Schatzes von 1981, sahen das jedoch eher negativ. Wieso? Jäger des verlorenen Schatzes ist ein überragender Film und wenn sich ein Spielberg ein bisschen an seinen eigenen Filmen aus grauer Vorzeit bedient, warum denn auch nicht? Es funktioniert doch hervorragend. Tim und Struppi ist rasant, dynamisch, amüsant, spannend und vor allen Dingen sehr unterhaltsam.

Spielberg (Regisseur), Jackson (Produzent) und Co. (unter anderem mit Edgar Wright als Drehbuchautor oder John "Damdamdadadam" Williams verantwortlich für die Musik) bedienten sich in Sachen Story und Handlung bei insgesamt drei Tim und Struppi-Bänden, Das Geheimnis der "Einhorn", Der Schatz Rackhams des Roten und Die Krabbe mit den goldenen Scheren. So entwarf man eine sehr umfangreiche Story, die aus allen drei Bänden verschiedene Inhalte übernahm, wobei eigentlich nur Das Geheimnis der "Einhorn" und Der Schatz Rackhams des Roten bei den Comic-Bänden in direkter Verbindung miteinander stehen. Herausgekommen ist schlussendlich eine stimmige Geschichte mit vielen Szenenwechseln, die das Geschehen auf der Leinwand nie langweilig werden lassen.


Im Vorfeld wurde besonders viel über das Animations-Verfahren des Films diskutiert. Ich persönlich war absolut begeistert vom Motion und Performance Capturing, die Figuren wirkten äußerst lebendig und im Zusammenspiel mit dem 3D-Effekt bekam man dann ganz viel für sein Geld geboten. Ich leg mich fest, mit Avatar einer der besten 3D-Filme, die bis zum heutigen Tage ins Kino gekommen sind. Sämtliche Aufnahmen wirken unfassbar echt und greifbar, nie fühlt man sich vom 3D-Effekt auch nur in geringster Weise gestört, die Übergänge sind fließend und zaubern einen ein großes Lächeln ins Gesicht. Für meinen Geschmack ganz ausgezeichnetes 3D-Kino.

Bei der Besetzung der Sprechrollen bzw. Ebenbilder, welche im Motion und Performance Capture-Verfahren dann kopiert wurden, hat man ebenfalls ein goldenes Händchen bewiesen. Besonders Andy Serkis macht mit seiner Figur des Käpt'n Archibald Haddock großen Spaß, Serkis ist ein Meister seines Faches, ob bei Herr der Ringe, Planet der Affen: Prevolution oder mit Sicherheit auch just in diesem Moment bei den beiden The Hobbit-Filmen, und natürlich auch in Tim und Struppi, Andy Serkis ist seit Jahren einer der absoluten Spitzenleute im Bereich des Motion Capture-Verfahrens. Daniel Craig mimt den Fiesling, auch ganz wunderbar, Simon Pegg und Nick Frost, bekannt aus Shaun of the Dead oder Hot Fuzz, versuchen sich als Chaos-Polizisten-Duo Schultze und Schulze und zeigen sich in ihrer Performance vor allem für die comic-komischen Momente der Vorlage verantwortlich.


Ja, der ein oder andere große Fan der Comic-Reihe wird sich vielleicht ein wenig unwohl fühlen, immerhin schuf Hergé mit Tim und Struppi einen ganz eigenwilligen, subtilen Stil, für welchen die Fans den Belgier zu schätzen wussten. Doch sollte man nicht zu unaufgeschlossen sein, Spielberg hat seit über 25 Jahren dieses Projekt im Köcher und steckte viel Herzblut in die Angelegenheit. Eine weitere Umsetzung im Stile der alten Comic-Verfilmungen wäre wohl nicht zeitgemäß gewesen und diese neue Art der Annäherung verdient ein Chance.

Auch die leichte Kritik an den schlichten Dialogen kann ich nachvollziehen, doch sollte man Die Abenteuer von Tim und Struppi meiner Ansicht nach auch einfach nur als Abenteuer-Film genießen und sich treiben lassen, gut zwei Stunden zurücklehnen und sich von oscarreifer Technik, einem einzigartigen Look und Indiana Jones-esquer Dynamik mitreißen lassen.

"Und genau an dieser Stelle möchte ich ein "Verfluchte Höllenhunde, ihr!" hören, Andy." 
- v.l.n.r.: Jamie Bell, Andy Serkis, Peter Jackson und Steven Spielberg
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Fazit

Mir hat Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn wirklich großen Spaß gemacht und mich prächtig unterhalten. Der 3D-Effekt und die Animation sind in meinen Augen einfach überragend und Maßstab für weitere 3D-Animationsfilme. Der Charme der Comic-Reihe und ihren Geschichten wurde für meinen Geschmack absolut getroffen, es passiert viel, es wird gerätselt, es wird rasant verfolgt, es wird nicht langweilig. Manch ein Fan wird sich von Spielberg wie auf den Schlips getreten fühlen, doch merkt man Tim und Struppi auch an, dass gerade das jüngere Publikum an Hergés Machwerk herangeführt werden soll. Ich für meinen Teil verbrachte seit langem mal wieder einen äußerst befriedigenden Abend im Kino und sehe gerne über kleine Schwächen im Dialogaufbau hinweg, wenn ich so gut unterhalten werde. 

 Wertung:

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Trailer


Donnerstag, 3. November 2011

Die Welt geht unter. Gibt schlimmeres.

Review

Melancholia


Schon ok, ich weiß, was ihr denkt. Jetzt kommt bestimmt wieder so ein Lobgesang auf eine Festivalperle, ganz besonders, höchstanspruchsvoll, Studiokino-like. Und manch  einer würde genau das machen, Lars von Triers neuester Film Melancholia wird von so gut wie jedem Kritiker in den Himmel gelobt und fand insbesondere auf dem diesjährigen Filmfestival in Cannes große Anerkennung. Den Hype wollte ich also gerne nachvollziehen. Rausgekommen ist dabei ein wenig Verwunderung und etwas Enttäuschung. 


Lars von Trier war ein großes Thema in Cannes. Nun, eigentlich hat sich der Däne selbst zu einem gemacht. Der 55jährige Däne gehört wohl zu den umstrittesten Regisseuren Europas, wofür nicht nur sein äußerst verstörendes Werk Antichrist ein Grund sein könnte. Auf den Filmfestspielen in Cannes diesen Jahres sorgte er für einen Rieseneklat, als er Verständnis für Adolf Hitler zeigte, wie er vor gut 65 Jahren in den letzten Stunden seines Lebens alleingelassen in seinem Bunker hockte und seinem Ende entgegensah. Das brachte von Trier neben harschen Kritik sogar einen wunderbar zusammenfassenden Wikipedia-Artikel ein.

Die Presse zerfleischte den guten Lars, dieser entschuldigte sich vehement, schob seine fälschlichen Aussagen unter anderem auf sein beschränktes Englisch. Aber bitte, gerade dann meidet man doch solche pikanten Fragen und gibt kein Kommentar dazu ab. In all dem Trubel ging sein Film Melancholia fast unter, hätten die Kritiker nicht einen Narren an diesem Streifen gefressen. Bei mir halt sich dagegen die Begeisterung in Grenzen. Melancholia ist ein außergewöhnlicher Film, doch packt er mich im Großen und Ganzen einfach nicht. Ausschweifende Symbolik hin oder her.

 
Kurz zum Inhalt:

Wir sehen ein junges Paar in einer gigantischen Limousine sitzen, sie im strahlendweißen Brautkleid, er im eleganten Anzug. Justine (Kirsten Dunst) und Michael (Alexander Skarsgård) befinden sich auf dem Weg zu ihrer Hochzeitsfeier und verspäten sich fürchterlich, weil die vorher erwähnte Limousine zu groß für einen schmalen Feldweg ist. Irgendwann kommen die beiden doch noch an und werden mit erbostem Blick von Justines Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg) und ihrem Mann John (Kiefer Sutherland) auf deren kleinen Chateau empfangen. Die Feiergemeinschaft hat trotzdem großen Spaß, im Laufe des Abend distanziert sich die zierliche Justine jedoch immer mehr von ihrer eigenen Hochzeitsfeier. Man merkt es ihr an, irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Sie macht einen sehr niedergeschlagenen und labilen Eindruck.

Diese kleine Geschichte wird dem Zuschauer als Teil 1 des Films verkauft, unter dem Namen "Justine". Es folgt der zweite Teil, "Claire", in dem wir wieder ein Blick auf das beschauliche Anwesen von Justines älterer Schwester Claire und ihrem Mann John bekommen. Erneut erwarten die beiden Justine, welche sich diesmal jedoch in einem noch viel schlimmeren Zustand als noch zu ihrer Hochzeit befindet. Sie wollen ihr helfen und nehmen Justine erst einmal bei ihnen auf. Doch es kommt noch dicker, neben der depressiven Justine müssen sich Claire und ihrer Familie auch noch einer Bedrohung from outer space stellen. Der Planet Melancholia bewegt sich gen Richtung Erde, soll diese aber nur ganz knapp verfehlen und den blauen Planeten folgenlos passieren. Claire traut dem Braten aber nicht. Was ist, wenn Melancholia doch mit der Erde zusammenstößt und diese dann zerstört wird? Es entwickelt sich eine Geschichte voller Existenzängste für die einen und süßer Erlösung für die anderen...


Ich weiß nicht, selbst mir kommt diese kurze Inhaltsangabe etwas schwammig vor. Nehmt es mir nicht übel, besser bekomme ich es nicht hin. Melancholia hat mich etwas verdutzt. Schwer einzuordnen, so ein Festivalkaliber. Versteht mich nicht falsch, ich mag von Zeit zu Zeit wirklich gute Festivalfilme, so wie zum Beispiel The Tree of Life, wo die Meinungen aber sicherlich auch sehr weit auseinandergehen. Bei Melancholia hatte ich das Gefühl, dass von Trier dem guten Terrence Malick nacheifern wollte. Auch wenn The Tree of Life und Melancholia verschiedener nicht sein könnten, ähneln sie sich in ihrer opulenten, von orchestralen Klängen begleiteten Inszenierung und bildgewaltigen Momenten sehr.

Vielleicht war mir Melancholia auch zu mehrdeutig. Zu viel Meta-Ebene, zu viel versteckte Symbole und Metaphern, zu viel Unoffensichtliches. Wie bereits gesagt, ab und zu macht mir sowas große Freude, aber Melancholia hat mich in dieser Hinsicht gar nicht abgeholt. Ja, es gibt wirklich tolle Aufnahmen, detailreich, wunderbar mitanzusehen und intensiv. Doch fehlt schlussendlich die Dynamik, um mich mitzureißen. Und hier liegt wohl in meinen Augen die größte Schwäche von Melancholia: Der Film lässt sich unglaublich viel Zeit. Viel zu viel Zeit. Stellenweisen langweilt man sich zu Tode, es passiert so gut wie gar nichts, Filmstudenten jubeln innerlich über gefühlvolle und sanfte Einstellungen, doch ich für meinen Teil hatte eher das Gefühl, dass sich Lars von Trier phasenweise von seiner "filmischen Genialität" selbstbeweihräuchert hat lassen.


Nichts gegen von Trier. Er ist ein außergewöhnlicher Filmemacher und wollte nun endlich einen großen Coup landen. Und das wäre ihm wohl auch gelungen, hätte er sich in Cannes nicht selbst in Teufels Küche gebracht (siehe oben). Er selbst gab zu, dass er mit Melancholia (und auch mit Antichrist) seine eigenen Depression habe verarbeiten wollen. Und der Einblick in die Psyche seiner Hauptfigur Justine ist ganz groß und sehr gut gelungen, doch reicht das für meinen Geschmack nun mal nicht aus.

Gegen die Schauspieler lässt sich trotzalledem überhaupt nichts schlechtes sagen, insbesondere Kirsten Dunst (hat für ihre Performance die Goldene Palme als beste Darstellerin in Cannes erhalten) und Charlotte Gainsbourg brillieren. Dunst mimt die depressive Justine überragend und verstörend zugleich und wird sich berechtigte Hoffnungen auf eine Oscarnomminierung machen dürfen. Außerdem sieht man sie sich nackend im Lichte des heransausenden Planeten Melancholia rekeln. Das könnte sie auch mal bei mir vor dem Fenster machen. Gainsbourg spielt ihren Gegenpart und auch sie macht das ganz hervorragend als sorgende Mutter, die um jeden Preis ihren Sohn beschützen will. In den Nebenrollen darf man sich auf neben Kiefer Sutherland und Alexander Skarsgård auch auf dessen Vater Stellan sowie John Hurt freuen.


Mit mehr Dynamik, mehr Tempo und weniger komischer Handkamera, die wie wild wackelt und einen schwer zu schaffen machen kann, hätte mir Melancholia wirklich gut gefallen. Es muss ja kein wildes Hin-und-her-Springen sein, wo eine rasante Kamerafahrt auf die nächste folgt. The Tree of Life hatte auch seine Längen, doch hatte ich da das Gefühl, das etwas passiert. In Melancholia folgt ein deutungsvolles Bild auf das andere, dazu immer wieder die gleiche klassische Musik aus der Feder Richard Wagners. So schön manch eine Aufnahme ist, so tiefsinnig die Charaktere der beiden Schwestern Justine und Claire sind, so sehr einen ihre Entwicklung in angesichts des sicheren Todes durch den Zusammenprall der Erde und Melancholia einen fesseln sollte, Lars von Trier einen fehlenden roten Faden vorzuwerfen, dieser Vorwurf wiegt schwer, doch so falsch erscheint er einen nicht.

Am Ende wird man nochmal aus dem Kinositz zerrissen, dann gibt es den großen Knall, der so schön bildgewaltig ist, dass man dem Film doch ein gutes Gesamtergebnis attestieren möchte. Die Intensivität der letzten 20 Minuten, davon ein wenig mehr über den Film verteilt, vielleicht hätte mir das schon gereicht. 

Lars von Trier mit speziellen Fingerknöcheltattoo. 
"Fuck" ist dänisch und heißt grob übersetzt so viel wie "Ich liebe euch alle."
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Fazit

Vorneweg: Kein schlechter Film. Wenn man auf Festivalfilme steht, dann sollte man mal einen Blick auf Melancholia werfen. Der Film gibt einiges an Diskussionsstoff her und möchte offfensichtlich hinterfragt werden. Es gibt tollen Aufnahmen und hervorragende schauspielerische Leistungen, außerdem gefällt die Prämisse, einen Weltuntergang mal aus einer solchen Perspektive zu betrachten gut. Trotzdem, Melancholia ist zu lahm, langsam, undynamisch, sucht euch was aus. Da täuschen auch einzelne Momentaufnahmen nicht hinüberweg, Lars von Trier hat sich in seiner Erzählung viel Zeit gelassen, zu viel vielleicht, um jeden von Melancholia zu überzeugen. Vielleicht braucht es auch seine Zeit, um Melancholia richtig einzuordnen. Ich war und bin nachwievor etwas enttäuscht und hatte mir mehr erhofft. Beim nächsten Mal dann, Lars.

Wertung:

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Trailer


Sonntag, 30. Oktober 2011

I'm Irish. Racism is part of my culture.

Review 

The Guard


Juhu, ein Film mit Brendan Gleeson! Ich mag den kräftigen Iren. Er hat etwas Melancholisches, strahlt eine stoische Ruhe aus, Autorität. Als schwarzeste Komödie des Jahres angepriesen, weiß The Guard mit Gleeson in der Hauptrolle auf seine ganz eigene und skurrile Art und Weise wirklich zu überzeugen. Wie das? Schwer zu sagen, denn so richtig reißt einen John Michael McDonagh's neuester Streifen nicht vom Hocker. Und doch funktioniert The Guard. Seltsam. Ein Erklärungsversuch.

 
Ich hatte mich im Vorfeld sehr auf The Guard gefreut. Der Film machte auf diversen Festivals die Runde, heimste großes Lob und viel Anerkennung ein. Prädikat besonders wertvoll, zynisch, porträtierend, stilvoll. Nun denn, irgendwas muss ja dran sein, wenn ein Jedermann nur positiv über The Guard berichtet.

Flugs ins nächstbeste Kino und selbst ein Bild davon gemacht. Was kann ich sagen? Zugegeben, ich tat mich äußerst schwer mit der Bewertung von The Guard. Teilweise wirkt der Film sehr behäbig und schleicht nur vor sich hin. Dann gibt es wieder wunderbare Momente mit intelligenten Dialogen und unerwarteter Dynamik. Ein Film, den wohl jeder ein wenig anders empfindet. Mir gefiel er sehr gut, ich empfehle ihn weiter, denn mich hat vor allem das Unscheinbare, das nicht Offensichtliche in The Guard sehr überzeugt.


Kurz zum Inhalt:

Irland. Ich könnte jetzt den Namen einer kleinen, unterbevölkerten Dorfgemeinde nennen, doch wen interessiert's? Wir befinden uns irgendwo in der nassfeuchten und saftiggrünen Pampa Irlands, da, wo eigentlich nie was los ist. Hier verdient sich der ruhigesottene Polizist Gerry Boyle (Brendan Gleeson) seine Brötchen als Dorfsheriff. Seine Arbeitsmehoden sind unkonvientionell, Beweismittel wie diverse Drogen verschwinden mal schnell, Polizeiberichte werden schlampig verfasst,  ab und zu mal ein bisschen Spaß mit Prostituierten, Sergeant Boyle macht sich sein Leben als oberster Polizist der kleinen irischen Gemeinde nicht weiter schwer, es schert sich doch eh keiner drum, was in dieser Einöde passiert und wer wie ermordet aufgefunden wird.

Doch Boyle's unorthodoxe Idylle wird gestört, Dorgenschmuggler treiben sich in seiner Provinz herum. Eigentlich kein Beinbruch, davon gab's hier vorher sicherlich auch schon einige, doch mischt sich nun das FBI in Gestalt des Bundesagenten Wendell Everett (Don Cheadle) ein. Die Amerikaner sind diesen Droggenschmugglern nämlich auf der Spur und wollen die Spitzbuben im beschaulichen Irland mit Hilfe der ansässigen Behörden endlich dingfest machen. Und so muss auch Boyle mit anpacken, der sich aber von niemanden in seine Methoden reinreden lässt und somit dem guten FBI-Agenten Everett den letzten Nerv raubt...


Ein komischer Film. Nicht nur, weil es einige witzige, komische Momente gibt, sondern weil The Guard eine ganz seltsame Art des Tempos hat. Teilweise zieht sich die Geschichte unheimlich hin, man hofft auf irgendetwas rasantes, dass doch nun endlich mal was passieren möge und bekommt dann doch nur Brendan Gleeson in Polizeiform fahrend durch hügelige Landschaften zu sehen. Und trotzdem bleibt man dran. Warum?

Das liegt vor allem an Brendan Gleeson selbst und den hervorragend geschriebenen Dialogen. Gleeson passt die Rolle des Gerry Boyle wie angegossen, man kauft ihm den lethargischen, aber keinesfalls auf den kopfgefallenen Provinzpolizisten absolut ab. Seine gleichgültige Ausstrahlung, die Einfachheit, wie er an die Sachen rangeht, wie er anscheinend unwissend andere Menschen beleidigt, kühl und unaufgeregt auftritt, das ist ein großer Spaß und unterhält ungemein. Insbesondere im Zusammenspiel mit Don Cheadle, der den ambitionierten Ermittler gibt und wohl das komplette Gegenteil zu Gleeson's Figur bildet. Ein herrliches Pärchen.


Gerade in diesen Situation zwischen Gleeson und Cheadle kommt dann auch die Stärke des Drehbuchs und Dialoge hevor. Ich würde diese sogar als recht einfach bezeichnen, simpel und unverblümt, frei raus und gar unspektakulär, passend zu der gesamten Szenerie. Hier hat McDonagh, Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion, ganze Arbeit geleistet, hier punktet The Guard am meisten. Bei den Nebendarstellern sticht Mark Strong als grantiger Drogenschmuggler hervor. Cool und fluchend wie man ihn kennt, der perfekte Nebenmann.

Es sind die kleinen Momente in The Guard, die den größten Spaß machen. Sei es nur ein trockener Blick von Brendan Gleeson, ein weiteres kleines, belangloses Wortgefecht zwischen ihm und Cheadle, ein kurzes Aufeinandertreffen mit der eigenartigen irischen Bevölkerung in diesem Teil des Landes, ein kleiner Junge, der mit Fahrrad und Hund unterwegs überall zu finden ist und mit seiner Art symptomatisch für die Menschen in diesem entlegenen Winkel Irlands steht. The Guard als kritische Milieustudie zu bezeichnen, das wäre wohl ein wenig zu viel des Guten, doch geben McDonagh und Co. ein angenehm-bizarren Einblick in die irischen Mentalität dieser Gegend, wo man sich ein jeder kennt, doch keiner sich um den anderen kümmert, wo man sich in einer Gemeinschaft gegenseitig isoliert und besonders Nichtansässigen kaum bis überhaupt nicht aufgeschlossen ist.


Am Ende von The Guard kommt es dann zum großen Finale und so eigenartig wie es wirkt, es steht wiederum sinnbildlich für die seltsame Machart des gesamten Films. Die letzten Minuten wirken unpassend, Gleeson's Boyle hinterlässt einen finalen Eindruck, den man ihm so nie zugetraut hätte. Er geht mit einem großen Knall, tragisch und komisch zugleich, denn wirklich einordnen kann man das soeben Gesehene kaum. Ja, vielleicht ist The Guard stellenweise viel zu langatmig, vielleicht ist er zu unspektakulär, zu ruhig, jedoch, mit den richtigen Blick auf die Details und den richtigen Erwartungen kann man beim Schauen dieses Filmes auch richtig Spaß haben.

v.l.n.r.: Writer/Director John Michael McDonagh, Don Cheadle, Katarina Cas, 
Brendan "Preparing to play Santa" Gleeson und Liam Cunningham
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Fazit

Mal etwas anderes. Etwas eigenartiges. Etwas gutes. The Guard kann und sollte man eine Chance geben. Das Publikum wird sich wie so oft spalten und ich kann es nachvollziehen. Die beiden Hauptdarsteller Brendan Gleeson und Don Cheadle geben ein ulkiges und sehr überzeugendes Team ab. Ein sehr guter Auftritt von den beiden. Die Dialoge sind clever geschrieben und sind das Prunkstück des Films, der Einblick in diesen komischen Teil der irischen Gesellschaft ist nicht nur interessant, sondern auch unterhaltsam. Phasenweise lässt sich der Film zu viel Zeit und einige abstruse Szenen wirken falsch platziert. Doch hat gerade diese Eigenart von The Guard mir großen Spaß gemacht. Eine Empfehlung.

Wertung:

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Trailer

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Arthouse light

Review

Midnight in Paris


Zugegeben, mein erster Woody Allen. So richtig interessiert hat mich der schon 75jährige gebürtige New Yorker noch nie. Das hat sich ein wenig geändert, als ich vor kurzen ein kleines Taschenbuch zu dieser Regisseurikone geschenkt bekam. Das heißt nun wiederum nicht, dass ich sofort sämtliche Allen-Filme nachgeholt habe. Sagen wir es mal so, mein Interesse wuchs an. Und da traf es sich, dass sein neuester Streich Midnight in Paris gerade im Kino anlief. Ein erstes Aufeinandertreffen des kleinen Felix und dem großen Woody.


Es gibt die einen und es gibt die anderen. Für die einen sind die Filme Allens metaphorisch unheimlich wertvoll, ausdrucksstark, mehrdeutig, vielschichtig. Für die anderen sind sie einfach öde und langweilig. Ich persönlich kann mich nach meinem ersten Allen schwer irgendwo einordnen. Dafür ist Midnight in Paris zu seicht und mein Wissen über vorangegange Filme Woody Allens zu gering.

Midnight in Paris macht es einem Einsteiger wie mir sehr einfach. Der Film verlangt nicht zu viel von einem und unterhält. Zwar wirkt Midnight in Paris sehr magisch und komplex, der Film gibt weitmehr her, als es auf den ersten Blick erscheint, doch macht er auf mich einen einfachen Eindruck. Und das sehe ich als großen Pluspunkt an, was Laien wie mich freut, eingefleischte Fans jedoch ein wenig enttäuschen könnte. Nichtsdestotrotz, in meinen Augen ein sehr gelungener Film.


Zum Inhalt:

Drehbuchautor Gil (Owen Wilson) ist kurz davor seine Verlobte Inez (Rachel McAdams) zu heiraten. Doch vorher reisen die beiden ins wunderschöne Paris, die Schwiegereltern und schnöselhafte Freunde von Inez im Gepäck. Wo Inez nur Schaufensterläden, Boutiquen und feine Restaurants sieht, fühlt sich Gil von der Magie dieser Stadt derart angezogen, dass er sich gar ein Leben in jener romantischen Weltmetropole vorstellen könnte. Er fühlt sich zurückerinnert an die Goldenen 20er, eine Zeit, in der er selbst am liebsten gelebt und seine Brötchen als Schriftsteller verdient hätte. So ein Träumer.

Doch eines Nachts, während einem der unzähligen nächtlichen Spaziergängen Gil's durch Paris, passiert das Undenkbare: Eine alte Limousine hält vor den Füßen Gils und entführt in seine Traumepoche, ins Paris der Goldenen 20er, wo er Seite an Seite mit F. Scott Fitzgerald (Tom Hiddleston) und seiner Frau Zelda (Alison Pill) auf einer Party feiert, wo er höchstpersönlich dem etwas eigentümlichen Ernest Hemmingway (Corey Stoll) vorgestellt wird, wo er die Größen der zeitgemäßen Kunst trifft, sei es Picasso, Dalí oder Buñuel. Dies kann nur ein Traum sein. Doch wiederholen sich seine nächtlichen Touren mit diesen Ikonen der 20er, immer wieder besteigt er die Limousine an der gleichen Stelle, Gil verliebt sich in die Stadt, in diese Zeit, in die schöne Adriana (Marion Cotillard) und begibt sich auf eine nostalgische und für ihn richtungsweisende Reise...


Mir hat Midnight in Paris Spaß gemacht. Und das liegt nicht nur an der großartigen Besetzung, die Altmeister Woody Allen aus dem Hut gezaubert hat, sondern auch an der unterhaltsamen Geschichte und dem gelungenen Wandern zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Ob der junge Protagonist Gil wirklich auf die Berühmtheiten des frühen 20. Jahrhundert getroffen ist, ob diese Erlebnisse nicht alles Auswüchse seiner fantasievollen Wunschvorstellung sind? Das muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Allen schafft es, eine wunderbare Geschichte zu erzählen, die einen nachdenklich stimmt und vor Romantik und Nostalgie geradezu trieft.

Die Art und Weise, wie er Paris präsentiert, ausführliche Aufnahmen der Stadt zeigt und versucht, diesen Charme dieser Metropole zu transportieren, das zeigt uns, wie sehr ihm die Stadt der Liebe am Herzen liegt. Doch täuschen auch solche Sachen nicht über einige Schwächen des Films hinweg. Vorwerfen kann man Allen eine gewisse Ziellosigkeit, einen Dahinplätschern und Umherwandeln, die in meinen Augen passend zum Film selbst ist, doch phasenweise das Tempo arg rausnimmt und Midnight in Paris in Momentaufnahmen belanglos erscheinen lässt. Vielleicht ist Allen auch zu verliebt an diesen Film rangegangen, vielleicht ist sein Kniefall zu explizit, seine Hommage zu übertrieben. Denn auch in Paris ist nicht alles Gold was glänzt, selbst die glorreichen 20er Jahre.


Positiv fällt wie bereits geschrieben vor allem die Besetzung auf. Owen Wilson könnte sich als neuen Typus Schauspieler der Marke Woody Allen mausern, er wirkt lethargisch, verträumt, zuweilen unsicher aber auch entschlossen, seinen Traum vom Schriftstellerberuf zu verwirklichen. Ein guter Auftritt von ihm. Die "wirklichen" Nebendarsteller wie Rachel McAdams als Fast-Ehefrau, Mimi Kennedy als grantige Beinahe-Schwiegermutter oder Michael Sheen als hochnäsiger Snob torpedieren Gils Tagträumereien und lockern mit süffisanten Szenen das Geschehen auf und bilden gelungene Reibungspunkte für Wilson's Charakter.

Große Freude bereiten dann Fitzgerald, Hemmingway und Co. Hier geben sich nicht nur Berühmtheiten der Vergangenheit, sondern auch bekannte Schausspielergrößen unserer Zeit die Klinke in die Hand. Kathy Bates (die verrückte Alte aus Reiner's Misery) spielt die bekannte Verlegerin und Schriftstellerin Gertrude Stein, Adrien Brody den surrealistisch-makabren Maler Salvador Dalí (der ein bisschen zu dick aufträgt). Joséphine Baker, Cole Porter, T.S. Eliot, Matisse, Gaugin oder Degas, sie alle spielen ihre kleinen Rollen in Midnight in Paris. Wobei Tom Hiddleston und Alison Pill als F. Scott und Zelda Fitzgerald und vor alledem Corey Stoll (Großartig.) als Ernest Hemmingway im Gedächntis bleiben werden.


Die Romantik darf hier natürlich nicht zu kurz kommen und so bahnt sich ein kleines Techtelmechtel zwischen Marion Cotillard's Adriana und Owen Wilson's Gil an. Adriana, Teil der Epoche dieser 20er Jahre in Paris, welche Gil so verehrt, hat ihre eigenen Vorstellungen der perfekten Zeit, in welcher sie am liebsten gelebt hätte. Und so wird schnell die Botschaft klar, die uns ein Woody Allen mit seinem Film vermitteln möchte, dass wir uns in diverse Träumereien flüchten, um dem nüchternen Alltag zu entkommen, dass wir uns vorstellen, wie es sein könnte, dann und dann gelebt zu haben, eine bestimmten Zeit zu erleben, Vergangenheit zu erfahren und Gegenwart zu verdrängen. Da holt Allen nochmal zum finalen Kitsch-Rundumschalg aus, versteht sich aber darauf, poetisch und angenehm leicht seine Gedankengänge zu übermitteln und beim Zuschauer ein gutes Gefühl zu hinterlassen. Und dieses wird spätestens dann greifbar, wenn Wilson's Gil doch noch seine Seelenverwandte in der bezaubernden Léa Seydoux (in der Rolle der Gabrielle) findet.

Der alte Sack hat's nachwievor drauf. Woody "Got Wood?" Allen zusammen mit Léa Seydoux.
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Fazit

Keine Sorge, dieser Film ist trotz des Namen Woody Allen auf dem Filmplakat wunderbar einfach und sehr schön mitanzusehen. Das es hier und da etwas hapert, das manch Schauspieler mit seiner Darbietung ein wenig zu viel will und das Thema doch ein wenig weichgespült daherkommt, das nimmt man im Kauf, denn man bekommt ein magisch-nostalgisches Feel-Good Movie zu sehen, mit unzähligen Cameo-Auftritten bekannter Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts zu sehen, das einen selbst ein wenig träumen lässt, wie es sein könnte, mit all diesen Menschen einen Abend zu verbringen. Allen's Verbeugung vor dem europäischen Zentrum der Kunst und Liebe gelingt sehr gut, zwar hat die französische Hauptstadt auch ihre Schattenseiten, doch ganz ehrlich, wer möchte diese schon sehen?


Wertung:

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Trailer