Donnerstag, 10. November 2011

Ene mene miste, wer wandert in die Kiste?

Review

Killer Elite


 Jason Statham hier, Jason Statham da. Der Brite flimmert in regelmäßigen Abständen über die große Leinwand, meistens in persona einer krass-guten Actionheldens, der tüchtig austeilt und den ein oder anderen coolen Spruch ablässt. Vor einer Weile machte dann ein Trailer zu seinem neuesten Steifen Killer Elite die Runde. Rasant geschnitten, da ein kleine Prügelei, hier eine Explosion, Feuergefechte, markante One-Liner und im Hintergrund läuft "Rock me like a Hurricane" von den Scorpions. Wagen wir mal einen Blick. Dabei herumgekommen ist mittelmäßiges Popcorn-Kino, ganz unterhaltsame Actioneinlagen, aber allen in allen ein eher unbefriedigender Kinobesuch, wenn man einen guten Statham-Film á la Crank erwartet.


Guy Ritchie sollte er dankbar sein, der gute Jason Statham. Mit Bube Dame König grAS und Snatch hatte der britische Regisseur Statham die Tür nach Hollywood geöffnet. Und seitdem spielt er eigentlich immer die gleiche Rolle. Eine coole Sau, die unter einem Adrenalinschock steht  oder sich auf der Suche nach seinem eigenen Herzen befindet (Crank), teuflisch gut Autofahren kann (Transporter, Death Race), schlicht und einfach Leute umbringt und als Auftragskiller arbeitet (The Mechanic) oder eben von allen ein bisschen macht (The Expendables). Ob man ihn mag oder nicht, Jason Statham hat sich längst nach ganz oben in der Liste gearbeitet und führt die Riege der neuen Stallones, Schwarzeneggers und Co. an.

Eigentlich kann man von einem Film mit Jason Statham nicht viel erwarten. Man ist meistens Teil einer nur aus Männern bestehenden größeren Gruppe und will sich mal wieder Action satt geben. Jeder aus dieser Gruppe hat auch jeden Jason Statham-Film bis dato gesehen und will ihm zum zigsten Mal dabei bestaunen, wie er irgendjemanden zusammenschlägt oder irgendetwas hochjagt. Dazu gesellt sich dann noch die Hollywoodgröße Robert De Niro als sein erfahrener Lehrmeister und der renommierte Clive Owen als Gegenspieler. Ein bisschen Krawumms, ein bisschen Auftragsmord, belangloses politisches Gelaber und überaus unnötiges Liebesgewäsch, fertig ist der recht kurzweilige 0815-Durschnitts-Actioner, der mit gut zwei Stunden viel zu lang und streng genommen kaum der Rede wert ist. 


Zum Inhalt:

So um das Jahr 1980 herum. Danny Bryce (Jason Statham) ist einer der besten seines Faches, ein absoluter Profi-Auftragskiller. Aber langsam hat er das ganze Töten satt, er will einen Schlussstrich ziehen und sich aus dem Gewerbe verabschieden. Da kann auch sein bester Freund und Mentor Hunter (Robert De Niro) nicht viel dran rütteln. Doch hat der gute Danny nicht viel von seiner Ruhe, gut ein Jahr nach seinem Ausstieg, wird er informiert, dass sein alter Kumpan Hunter im Oman als Geisel gehalten wird und nur Danny ihn da wieder rausboxen kann. Wie sich rausstellt wollte Hunter einen ganz großen Coup durchziehen und hat sich dabei eiskalt verkalkuliert. Jetzt steht er bzw. Danny in der Schuld eines omanischen Scheichs, der für letzteren einen sehr heiklen Auftrag hat, um Hunters Freiheit zu erkaufen.

Danny soll nämlich das machen, wovor sich Hunter gedrückt hat: Er soll Rache nehmen. Und zwar an alten Mitglieder der britischen Spezialeinheit SAS, welche drei der vier Söhne des Scheichs im Omankrieg umgebracht haben. Dafür gibt der Scheich Danny die Namen der drei SAS-Agenten, welche den Großteil seines Nachwuchses auf dem Gewissen haben. Danny muss sie eliminieren, um Hunter aus der Misere zu helfen. Dafür stellt er ruckzuck ein kleines Team auf die Beine und geht die Sache schnellstens an. Doch verkompliziert sich die Angelegenheit, als der Ex-SAS-Agent Spike Logan (Clive Owen) sich dazu berufen fühlt, sein ehemaligen Kollegen des SAS vor Danny und seinem Team zu beschützen. Wer stirbt wie, wann und wo, kann Logan Danny aufhalten, kann Danny Hunter befreien und was steckt wirklich hinter all dem Firlefanz. Fragen über Fragen, die selbstredend beantwortet werden müssen.


Fangen wir mit den guten Sachen. Killer Elite ist unterhaltsam. Besonders bei den schnellgeschnittenen Szenen, von denen es leider viel zu wenige gibt. Denn genau in diesen Momenten macht der Film wirklich Spaß. Auch bei den gelungen Kampfchoreographien schaut man gespannt zu, der Faustkampf zwischen Statham's Danny und Owen's Spike markiert wohl den Höhenpunkt des Films, weil man dann endlich reine Action für gefühlte zehn Minuten bekommt. Der Großteil der Actionsequenzen ist nämlich entweder viel zu kurz oder zu langatmig/ uninteressant. Hier hätte die Devise "weniger ist oft mehr" gelten sollen, lieber gezielt eine Situation überzeichnen und übertrieben mit reichlich Getöse vollpacken, als immer wieder kleine Happen über den gesamten Film zu verteilen.

Jason Statham spielt wie bereits geschrieben Jason Statham aka Danny Bryce, der gewohnt lässig, überausgebildet und unnachahmbar Backpfeifen verteilt. Natürlich macht gerade das phasenweise großen Spaß, doch betrachtet man das Gesamtbild präsentiert sich Statham wie so oft in seiner Schauspielerkarriere als arg eindimensional. Da kann auch keine aufgesetze Liebesgeschichte helfen, die nebenbei bemerkt wirklich überhaupt nicht nötig gewesen wäre und zusätzlich noch das Tempo aus Killer Elite rausnimmt. Heutzutage muss ja überall noch ein wenig Herzschmerz mit rein, aber das hat in Killer Elite nur Zeit gekostet und gelangweilt.


Robert De Niro passt eigentlich überhaupt nicht in diesen Film, weil er einfach nicht seiner Kragenweite entspricht. Er hat seine ein oder andere coole Szene und macht als Veteran auch gar keine schlechte Figur, doch weiß man als Filmfreund tief in seinem Inneren, dass das irgendwie nicht passt. Nichts gegen De Niro, ich bin ein großer Fan, doch wahrscheinlich ist er zu alt für diesen Film und seine Rolle. Clive Owen trägt einen mordsmäßigen Tom Selleck-Gedächtnis-Schnauzer und macht das als vermeintlicher Gegenspieler Stathams auch recht gut, besonders wenn es um das Austeilen geht. Doch hätte auch hier jeder x-beliebige Schauspieler seine Rolle verkörpern können. Bis auf die Gesichtsbehaarung gibt es wenig Markantes an der Performance.

Positiv und ebenso negativ fällt das Setting auf. Gut daran ist, dass man sich wirklich im Rahmen der 80er Jahre bewegt und dadurch endlich mal die Finger von komplexen Computermechanismen und Alleskönner-Gadgets gelassen hat. Davon gibt es zu viel auf dem Markt, bei Killer Elite bleibt es größtenteils unkompliziert, ein wenig Technik-Hokuspokus darf nicht fehlen, jedoch wird der Film damit nicht überladen. Was mich jedoch ein wenig störte, war der etwas aufgesetze Zeitgeist der 80er. Schön und gut, wir haben alte Automodelle auf der Straße, flippige Flanellhemden und Lederjacken, reichlich Oberlippenbärte und Koteletten, aber sonst? Das war mir zu einfach, sogar ein Tick zu billig. Von der Atmospäher kam da in meinen Augen nicht viel 80er-Jahre-Flair rüber, in diesem Bereich schwächelte Killer Elite.


Letztendlich haben Gary McKendry (erst seine zweite Langfilm-Produktion) und Kollegen gar nicht so viel falsch gemacht. Sie wollten das Genre nicht revolutionieren, sie wollten einen soliden, unproblematischen und kurzweiligen Action-Film mit einer überschaulichen Story abliefern. Und als solchen kann man Killer Elite großzügig gesehen schon bezeichnen. Da sind auch die ganzen von mir weiter oben angesprochenen Makel verzeihbar. Das sind Dinge, die man in jedem Actioner von heute anprangern kann. Doch gibt es halt einen Punkt, der Killer Elite im Gesamtergebnis sowie -erlebnis nach unten zieht: Der Film ist zu lang. Nehmt das absurde Liebes-Geblubber raus, staucht den Film ein wenig zusammen, packt gerne noch die ein oder andere intensivere Actionsequenz rein und landet schließlich bei gut 90 Minuten Film. Dann hätte sicher auch ich wesentlich mehr Spaß an Killer Elite gehabt. So musste ich mich im Kino doch so manches Mal selber wecken.

Und das der Film auf wahren Begebenheiten fußen soll, wenn es so ist, dann soll es so sein, im Kino aber wollte das keiner so richtig glauben. Wen es trotzdem interessieren sollte, der kann nochmal einen Blick auf jenen Wikipedia-Artikel zum Buch The Feahter Men von Sir Ranulph Fiennes werfen, welches die Grundlage für das Drehbuch zu Killer Elite bildete.

Da habt ihr's, gerade mal so groß wie der Robert De Niro: v.l.n.r. Jason Statham, Robert De Niro, Yvonne Strahovski, Regisseur Gary McKendry und Clive "Mustache Gone" Owen
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Fazit

Fans des Actionkinos und Jason Stathams werden auf ihre Kosten kommen. Die Handlung ist seicht und die Kampfchoreos sind knackig, insgesamt ein solider Actioner wie man sie nur all zu gut kennt, nichts außergewöhnliches oder bahnbrechendes. Größtes Manko ist in meinen Augen die zu lange Spielzeit, dadurch kommt während des Films zu oft Langeweile auf, die nebenläufige Liebesgeschichte hätte man sich sparen können.  Wenn man seine Erwartungen nicht zu hoch steckt, kann man mit Killer Elite bestimmt seinen Spaß haben. Man bediente sich an dem altbewährten Grundkonzept von Actionfilmen wie Killer Elite nun mal einer ist und hat dabei auch nicht so viel falsch gemacht, nur hätte der Film schlussendlich weitaus kompakter sein müssen, um den überwiegenden Teil des Publikums bei der Stange halten zu können. 

Wertung:

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Trailer

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