Dienstag, 8. November 2011

Hagel und Granaten!

Review

Die Abenteuer von Tim und Struppi - 
Das Geheimnis der Einhorn

 Hatte ich einen Spaß. Und hatte ich mich darauf gefreut. Warum auch immer, Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn, darauf habe ich mich dieses Kinojahr wirklich sehr gefreut. Sei es die erfolgsversprechende Kollaboration von Steven Spielberg und Peter Jackson, den für meinen Geschmack dank Motion Capturing wunderbaren Stil oder der alte Charme der Tintin-Comics. Selbstverständlich bin ich sofort in die erstbeste 3D-Vorstellung reingegangen und wurde mehr als überzeugt. Für mich ein wahnsinnig unterhaltsames Kinoerlebnis, dass mich mit seiner fotorealistischen 3D-Optik voll und ganz in seinen Bann gezogen hat.


Dabei bin ich gar nicht so sehr in der ganzen Tintin-Materie drin. Comic-Altmeister Hergé veröffentlichte 1929 seinen ersten Tintin-Band, hierzulande unter dem Titel Im Lande der Sowjets. Es folgten unzählige weitere Geschichten über den pfiffigen Journalisten, Reporter und Teilzeit-Detektiv in Personalunion, über 20 Bände schuf Hergé bis zu seinem Tod. Die Fangemeinde ist riesig, Tintin gehört zur europäischen Popkultur wie der kleine Foxterrier Struppi zum gleichnamigen Helden der Comic-Reihe. So folgten auch einige Comic-Verfilmungen, die ganz im Zeichen der Vorlagen gehalten waren und jung wie alt große Freude bereiteten.

2009 machten sich dann zwei Größen des Filmgeschäfts konkret an den Geschichten von Tim und Struppi zu schaffen. Steven Spielberg und Peter Jackson höchstpersönlich, beide große Fans Hergés seiner Schöpfung, nahmen sich vor, den Comic wiederzubeleben, einen neuen Film zu machen und mit Hilfe neuester Filmtechnik das Publikum aus den Socken zu hauen. Jedoch machte sich auch schnell Skepsis breit. Das Geld macht man normalerweise auf dem amerikanischen Filmmarkt, doch interessiert sich da einer für Tim und Struppi? Und wie schaut's mit dem eigenwilligen Look aus, funktioniert das Motion Capture-Verfahren und können wir die Leute dafür begeistern? Mich auf jeden Fall. Dynamisches Abenteuer á la Indiana Jones pur, für Groß und Klein, Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn macht mächtig viel Spaß, sieht hervorragend aus und ist definitiv eine absolute Empfehlung des Kinojahres.


Zum Inhalt:

Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn. Damit ist eigentlich alles gesagt, es geht um das Geheimnis der Einhorn. Wie Einhorn? Fantasy-Schmonsens oder was? Mitnichten, denn Einhorn ist der Name einer alten Kriegsgaleone, welche im 17. Jahrhundert durch die Karibik schipperte. Und just von diesem Schiff findet der umtriebige Tim (Jamie Bell) auf einem Flohmarkt ein detailgetreues Modell. Schon bald wird der junge Reporter feststellen müssen, dass diese exakte Nachbildung der Einhorn mehr als nur ein einfaches Modell ist. Es birgt ein Geheimnis über einen verlorengegangen Schatz und Tim, an seiner Seite sein Hund Struppi und neugierig wie eh und je, will diesem Mysterium natürlich nachgehen. Da ist er aber nicht der einzige und findet sich so kurze Zeit später auf einem Schiff geknebelt und in den Laderaum gesperrt wieder.

Wer steckt dahinter? Der dubiose Iwan Iwanowitsch Sakharin (Daniel Craig) hat hier seine Hände im Spiel und will den verschollenen Schatz der Einhorn in seinen Besitz bringen. Dafür scheut er auch vor keiner Missetat zurück. Tim indes muss den Fängen Sakharins erst einmal entkommen und trifft dabei auf den dauertrunkenen Käpt'n Haddock (Andy Serkis), dessen Verbindung zum Geheimnis der Einhorn und Sakharin erst im Laufe des Films immer deutlicher wird. Doch vorerst beginnt die wilde Hatz quer durch die Welt, Tim, Struppi und Haddock gegen Sakharin, wer wird das Mysterium des alten Kriegsschiffes lüften, wer wird die Nase vorne haben und wer wird den kürzeren ziehen?


Endlich mal wieder ein gelungener Abenteuer-Film. Erste Kritiker verglichen Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn gleich mit Spielberg's Jäger des verlorenen Schatzes von 1981, sahen das jedoch eher negativ. Wieso? Jäger des verlorenen Schatzes ist ein überragender Film und wenn sich ein Spielberg ein bisschen an seinen eigenen Filmen aus grauer Vorzeit bedient, warum denn auch nicht? Es funktioniert doch hervorragend. Tim und Struppi ist rasant, dynamisch, amüsant, spannend und vor allen Dingen sehr unterhaltsam.

Spielberg (Regisseur), Jackson (Produzent) und Co. (unter anderem mit Edgar Wright als Drehbuchautor oder John "Damdamdadadam" Williams verantwortlich für die Musik) bedienten sich in Sachen Story und Handlung bei insgesamt drei Tim und Struppi-Bänden, Das Geheimnis der "Einhorn", Der Schatz Rackhams des Roten und Die Krabbe mit den goldenen Scheren. So entwarf man eine sehr umfangreiche Story, die aus allen drei Bänden verschiedene Inhalte übernahm, wobei eigentlich nur Das Geheimnis der "Einhorn" und Der Schatz Rackhams des Roten bei den Comic-Bänden in direkter Verbindung miteinander stehen. Herausgekommen ist schlussendlich eine stimmige Geschichte mit vielen Szenenwechseln, die das Geschehen auf der Leinwand nie langweilig werden lassen.


Im Vorfeld wurde besonders viel über das Animations-Verfahren des Films diskutiert. Ich persönlich war absolut begeistert vom Motion und Performance Capturing, die Figuren wirkten äußerst lebendig und im Zusammenspiel mit dem 3D-Effekt bekam man dann ganz viel für sein Geld geboten. Ich leg mich fest, mit Avatar einer der besten 3D-Filme, die bis zum heutigen Tage ins Kino gekommen sind. Sämtliche Aufnahmen wirken unfassbar echt und greifbar, nie fühlt man sich vom 3D-Effekt auch nur in geringster Weise gestört, die Übergänge sind fließend und zaubern einen ein großes Lächeln ins Gesicht. Für meinen Geschmack ganz ausgezeichnetes 3D-Kino.

Bei der Besetzung der Sprechrollen bzw. Ebenbilder, welche im Motion und Performance Capture-Verfahren dann kopiert wurden, hat man ebenfalls ein goldenes Händchen bewiesen. Besonders Andy Serkis macht mit seiner Figur des Käpt'n Archibald Haddock großen Spaß, Serkis ist ein Meister seines Faches, ob bei Herr der Ringe, Planet der Affen: Prevolution oder mit Sicherheit auch just in diesem Moment bei den beiden The Hobbit-Filmen, und natürlich auch in Tim und Struppi, Andy Serkis ist seit Jahren einer der absoluten Spitzenleute im Bereich des Motion Capture-Verfahrens. Daniel Craig mimt den Fiesling, auch ganz wunderbar, Simon Pegg und Nick Frost, bekannt aus Shaun of the Dead oder Hot Fuzz, versuchen sich als Chaos-Polizisten-Duo Schultze und Schulze und zeigen sich in ihrer Performance vor allem für die comic-komischen Momente der Vorlage verantwortlich.


Ja, der ein oder andere große Fan der Comic-Reihe wird sich vielleicht ein wenig unwohl fühlen, immerhin schuf Hergé mit Tim und Struppi einen ganz eigenwilligen, subtilen Stil, für welchen die Fans den Belgier zu schätzen wussten. Doch sollte man nicht zu unaufgeschlossen sein, Spielberg hat seit über 25 Jahren dieses Projekt im Köcher und steckte viel Herzblut in die Angelegenheit. Eine weitere Umsetzung im Stile der alten Comic-Verfilmungen wäre wohl nicht zeitgemäß gewesen und diese neue Art der Annäherung verdient ein Chance.

Auch die leichte Kritik an den schlichten Dialogen kann ich nachvollziehen, doch sollte man Die Abenteuer von Tim und Struppi meiner Ansicht nach auch einfach nur als Abenteuer-Film genießen und sich treiben lassen, gut zwei Stunden zurücklehnen und sich von oscarreifer Technik, einem einzigartigen Look und Indiana Jones-esquer Dynamik mitreißen lassen.

"Und genau an dieser Stelle möchte ich ein "Verfluchte Höllenhunde, ihr!" hören, Andy." 
- v.l.n.r.: Jamie Bell, Andy Serkis, Peter Jackson und Steven Spielberg
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Fazit

Mir hat Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn wirklich großen Spaß gemacht und mich prächtig unterhalten. Der 3D-Effekt und die Animation sind in meinen Augen einfach überragend und Maßstab für weitere 3D-Animationsfilme. Der Charme der Comic-Reihe und ihren Geschichten wurde für meinen Geschmack absolut getroffen, es passiert viel, es wird gerätselt, es wird rasant verfolgt, es wird nicht langweilig. Manch ein Fan wird sich von Spielberg wie auf den Schlips getreten fühlen, doch merkt man Tim und Struppi auch an, dass gerade das jüngere Publikum an Hergés Machwerk herangeführt werden soll. Ich für meinen Teil verbrachte seit langem mal wieder einen äußerst befriedigenden Abend im Kino und sehe gerne über kleine Schwächen im Dialogaufbau hinweg, wenn ich so gut unterhalten werde. 

 Wertung:

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Trailer


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