Hangover II
Vegas Baby! Nicht ganz, denn dieses Mal geht es für das „Wolfpack“ nach Thailand, ins feuchtfröhliche Bangkok. Nachdem man in Hangover I die Stadt der Sünden unsicher gemacht hatte, zieht es die nicht zu bremsenden Feierbiester jetzt ans andere Ende der Welt, um es dort erneut ordentlich krachen zu lassen und nicht nur ihr Erinnerungsvermögen zu verlieren. Regisseur Todd Phillips machte auch beim zweiten Teil nicht viel verkehrt, obwohl Hangover II im Vergleich zu seinem Vorgänger etwas abfällt und ein wenig an Charme verloren hat. Trotzdem bleibt kein Auge trocken, getreu dem Motto „Derber geht’s immer!“
Hangover II gehört wohl zu den meisterwartesten Filmen des Jahres. Der erste Teil war ein grandioser Erfolg, die Massen jubelten, der beste Filmriss aller Zeiten, Zitat der Kritikerikone Roger Ebert: "Now this is what I’m talking about!" Hangover avancierte rasch zum Kultfilm der "Feiern und Feten"- Generation, für das männliche Geschlecht wurde auf der Kinoleinwand der Traum schlechthin vorgelebt, nicht verwunderlich, dass alsbald erste Gerüchte zu einer Fortsetzung die Runde machten.
Und warum auch nicht? Der Erfolg gibt einem immer Recht, Regisseur Todd Phillips schien sich als Meister des grotesk-absurden und derb-überzogenen Humor zu entpuppen, die vorher noch recht unbekannten Schauspieler Bradley Cooper, Ed Helms und Zach Galifianakis schafften dank diesem Film den ganz großen Sprung nach Hollywood, das „Wolfsrudel“ erlangte Kultstatus und wollte von den Menschen schnellstmöglich wieder in Aktion gesehen werden.
Nicht Las Vegas, sondern Bangkok also. Eine interessante Idee. Doch was dann? Hangover I hatte die Latte sehr hochgelegt, oft werden derartige Fortsetzungen volle Kanne gegen die Wand gefahren. Wie kann man den hohen Erwartungen an den zweiten Teil gerecht werden? Die Grundidee eines abgefahrenen Komplettabschuss und anschließender Schnitzeljagd nach kleinen Erinnerungsfetzen ist schwer bis überhaupt nicht zu toppen. Also was tun? Ganz einfach: Ein Remake des ersten Teils. Man beachte den Ortswechsel von Vegas nach Bangkok und kleine Veränderung des Stellenwertes verschiedener Charaktere. That’s it. Und es funktioniert. Hangover II macht sehr viel Laune und unterhält unheimlich gut. Doch kommt der Film meiner Meinung nach an den ersten Teil nicht ran und wirkt stellenweise etwas uninspiriert.
Aber halt, wie immer kurz zum Inhalt:
Drei Jahre ist es nun her, dass Phil (Bradley Cooper), Stu (Ed Helms) und Alan (Zach Galifianakis) zusammen mit ihrem Freund Doug (Justin Bartha) in Las Vegas dessen Junggesellenabschied gefeiert haben. Und das auf unvergessliche Art und Weise. Und jetzt soll der nächste unter die Haube. Zahnarzt Stu hat seine Auserwählte gefunden, die hübsche Lauren (Jamie Chung) soll demnächst seine Frau werden. Da diese ihre Wurzel und Familie in Thailand hat, werden sämtliche Hochzeitsfestivitäten einschließlich Trauung auch dort abgehalten. Und Stu’s Freunde Phil, Doug und Alan sind natürlich auch herzlich eingeladen, obwohl sich Stu gerade bei Letzteren sehr schwer tut, da Alan wortwörtlich das Enfant terrible dieser kleinen Freundesgruppe ist.
Doch was soll’s, Alan darf auch mit und so begibt sich die verschworene Gemeinschaft auf den Weg ins subtropische Thailand. Aber Moment mal, wenn Stu heiratet muss doch auch ein prunkvoller Junggesellenabschied gefeiert werden oder? Das war bei Doug so, das soll auch bei Stu so sein. Dieser hatte seine Freunde jedoch schon vor dem Trip nach Thailand abgewimmelt, eine Junggesellenfeier, welche ähnliche Ausmaße wie jene kurz vor Doug’s Hochzeit annehmen könnte, mag sich der gute Stu gar nicht vorstellen. Er heiratet demnächst seine absolute Traumfrau, von maßlosen Besäufnissen zu seinen Ehren will er gar nichts wissen.
Dass das seine Kumpels weniger dufte von ihm finden, versteht sich wohl von selbst. Aber gut, dass ist Stu’s Entscheidung, das müssen sie akzeptieren. Jedoch, nach etwas Gezeter und aufdringlichsten Wunsch seiner Verlobten, willigt Stu doch noch ein, ein kleines Bier in gemütlicher Lagerfeueratmosphäre unter am Strand zusammen mit seinen besten Freunden und dem kleiner Bruder (Mason Lee) seiner angehenden Ehefrau ist drin. Mehr aber nicht. Keine verrückten Drogen, kein Absturz, alles ruhig und gesittet…
Not. Denn es kommt wie es kommen musste. Es ist ihnen schon wieder passiert. Nur viel schlimmer. Das Wolfsrudel wacht in einem versifften, verdreckten, absolut ekelerregenden Hotelzimmer in Bangkok auf, nichts wissend, wie sie in dorthin gekommen sind und was letzte Nacht überhaupt passiert ist. Der nächste Schock folgt auf dem Fuße, wo ist Laurens kleiner Bruder Teddy, der gestern Abend noch ganz entspannt mit am Lagerfeuer saß? Das einzige, was die Jungs von ihm finden, ist sein abgetrennter Finger inklusive Havard-Ring. Stu wird natürlich panisch, genau das sollte eben nicht passieren, jetzt verliert er auch noch den kleinen Bruder seiner Braut, das Wunderkind ihrer Familie und größter Stolz seines zukünftigen Schwiegervaters, welcher eh schon so seine Problemchen mit Stu hat.
So müssen sich Phil, Stu und Alan erneut auf ein haarsträubendes Abenteuer begeben, durch das fremde Bangkok irren, ihre Erinnerung an den vergangen Abend zusammensammeln und vor allen Dingen Teddy finden. Keine Frage, das wird ein arg chaotisches Unterfangen, welches es zu meistern gilt…
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Hangover II hatte anfangs mit sehr vielen durchschnittlichen Kritiken zu kämpfen. Die Gagdichte hatte abgenommen, eigentlich sei es nur eine Kopie des ersten Teils mit kleineren Änderungen. Und das stimmt auch. Trotzdem bleibt Hangover II ein verdammt lustiger und abgedrehter Film, welcher nicht nur aufgrund des Namens die Massen ins Kino lockt, sondern auch sehr gut unterhält. Mit einer Fortsetzung bürdete man sich eine schwere Aufgabe auf, doch hat man es meiner Auffassungen nach geschafft, das bestmögliche dabei rauszuholen.
Nachwievor bleiben die Figuren einzigartig. Vor allem Zach Galifianakis punktet wie bereits im ersten Teil auf ganzer Linie. Man merkt es Regisseur Todd Phillips natürlich an, dass er dessen Rolle Alan noch mehr in den Mittelpunkt der Handlung gestellt hat. Galifianakis ist ein unfassbar komischer Mensch, dessen Bewegung, Gestik, Mimik, einfach grandios. Ja, ich bin ein Riesenfan von Zach Galifianakis, ich geb’s zu. Er hat in Hangover II wieder einmal diese urkomischen Momente, wie sie kein anderer haben kann. Auch der Rest des „Wolfsrudels“ macht einen guten Auftritt, Bradley Cooper mimt den Lebemann Phil mit viel Lässigkeit und Coolness, Ed Helms tut einem einfach leid, als besonnener Teil der Gruppierung muss er erneut unglaublich viel einstecken, seine Wutausbrüchen kommen auch hier wieder sehr amüsant rüber.
Ken Jeong, vielen aus Teil eins als nackt aus dem autospringender, wutentbrannter Mr. Chow bekannt, blödelt nun gemeinsam mit Phil, Stu und Alan herum. Dabei wirkt er wirklich extrem auslandend, oft komisch, doch phasenweise sehr übertrieben und surreal. Doch auch er hat ähnlich wie Galifianakis seine Momente. Justin Bartha, in Teil eins noch Bräutigam Doug, wird zu Hause bzw. im Hotel gelassen und darf nicht mitmischen. Das „Wolfpack“ bleibt halt eine Dreier-Gruppe, was auch gut so ist. Paul Giamatti darf sich kurz zeigen und ein nicht all zu unbekannter Boxer darf sich auch im zweiten Teil ordentlich feiern lassen. Jamie Chung, Stu’s Verlobte, und Mason Lee, Laurens Bruder Teddy, könnte man noch erwähnen. Erstere, weil sie superheiß ist und echt gut aussieht. Und zweiterer, weil ihn zu finden nun mal die eigentliche Motivation im Film ist. Schauspielerisches aber nichts Weltbewegendes. Uns interessiert halt nur das Wolfsrudel, die Nebendarsteller machen ihre Sache gut, fallen aber nicht auf und bleiben bewusst im Hintergrund.
Ein weiter Pluspunkt von Hangover II ist die Hangover-Komik. Wirklich, Regisseur Phillips kopiert den ersten Teil eins zu eins. Das Konzept ist identisch, die Konstellationen etwas modifiziert, aber es funktioniert. Die ersten zwei Minuten zum Beispiel sind sehr amüsant, weil Hangover II einfach genauso anfängt, wie es bei Hangover I der Fall gewesen ist. Dieses einfache Hilfsmittel, altbewährte Strukturen und Abläufe aufzugreifen, mag sich recht einfallslos anhören, doch liefert Phillips damit genau das ab, was sich viele gewünscht haben: Ein Totalabsturz in bester Hangover-Manier.
Ich hab den Film in einer Sondervorstellung gesehen, wo man für einen geringen Preis Hangover I und Hangover II direkt hintereinander an einem Abend sehen konnte. Und für jeden, der in dieser Vorstellung war, ist es mit Sicherheit schwer einzugestehen, dass Hangover II definitiv nicht an seinen Vorgänger rankommt. Nachdem Hangover I vorbei war, tobte die Meute, keiner konnte es kaum noch erwarten bis denn endlich der zweite Teil starten würde. So wird die eigentliche Wahrnehmung etwas getäuscht, denn wenn man sich Hangover II blank ansieht, ohne vorher noch einmal den ersten Teil gesehen zu haben, kommt er einen mit Bestimmtheit nicht so großartig vor. Ich selbst war trotzdem positiv überrascht, denn ich hatte aufgrund schwacher Kritiken Hangover II schlechter erwartet, als er dann letztendlich war. Ich fand immer noch gut und sehr lustig, doch muss man ihm ganz objektiv auch einige Schwächen anrechnen.
So erkennt man zum Beispiel leichte Abnutzungserscheinung, was an und für sich logisch erscheint, da man den ersten Teil in seinem Ablauf aufgriff. Der erste Teil lebte von seiner Idee, dieses selten zuvor gesehene Konzept, einen Filmriss und dessen skurrile Folgen auf die Leinwand zu bringen. Das war innovativ, das hatte seine ganz eigene Art von Charme. Da Hangover II nun mal eine vom Aufbau identische Fortsetzung ist, geht dieser Charme leider ein wenig verloren.
Außerdem geht es noch weitaus derber zu, als es im ersten Teil der Fall war. Mitten ins Gesicht, noch exzessiver inszeniert Todd Phillips die Gags. Damit wollte man wohl auch eigene kleine Fehler, das wiederkehrende Handlungsschemata und die im Vergleich mit Teil eins geringfügigere Dichte an Gags kaschieren. Ihr denkt, ihr kennt das schon alles? Aber nicht so krass! Zu wenig Gags? Dafür aber richtig! Auch hier leidet das gewisse Etwas der Idee hinter dem Hangover-Konzept ein wenig daran, ich möchte nicht behaupten, dass die Liebe fehlt, doch Hangover I machte es in diesem Aspekt einfach viel besser.
Bei der Auswahl des Soundtracks kann man den Machern wie bereits im ersten Teil ein dickes Kompliment machen. Die Musik passt von vorne bis hinten, sei es neuester Techno-Firlefanz á la Flo Rida oder eben Trash-Pop aus den Achtzigern, es wirkt absolut stimmig und ist perfekt ausgewählt.
Im Endeffekt war Hangover II ein lohnenswerter Kinobesuch, denn so welche Filme braucht man(n) von Zeit zu Zeit. Die Floskel „Hirn ausschalten“ möchte ich hier nicht verwenden, denn man kann sich keinen Film ansehen und dabei einfach das Hirn ausschalten. Das geht nicht. Einmal von der anatomischen und zum anderen von filmkritischen Sichtweise her. Hangover II funktioniert und ist schlicht und einfach gute bis sehr gute Unterhaltung. Gespannt darf man jetzt auf den dritten Teil sein, welchen Regisseur Todd Phillips schon inoffiziell angekündigt hat. Diesmal aber mit neuen Konzept. Und höchstwahrscheinlich in Amsterdam. Warten wir’s mal ab.
v.l.n.r. Ed Helms, Zach Galifianakis, Bradley Cooper und Regisseur Todd Phillips
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Fazit
Hangover II macht Spaß. Punkt. Der hatte höchstens den Anspruch, seinem Vorgänger annähernd das Wasser zu reichen, was sich von vornerein als sehr schwierig darstellte. Hangover II ist der perfekte Film, um mit einer Hand voll guten Freunden einen frivolen Kinoabend zu erleben. Es geht ordentlich Sache, es gibt krasse Witze, ekelerregende Bilder und die allseits beliebte und immer wieder sämtliche Schwachpunkte des Films vergessen machende Diaschau am Ende des Films, welche einfach unfassbar lustig ist (siehe Teil I). Das Wolfsrudel rockt nachwievor, der Film schwächelt an einigen Stellen aufgrund altbekannter und schlichter Inszenierung, doch wird das keinen größeren Einfluss auf den Erfolg von Hangover II haben. So wird sich dieser Film mit großer Wahrscheinlichkeit an der Spitze aller Komödien 2011 wiederfinden. Im Vergleich mit Teil I ist manch enttäuschte Kritik gerechtfertig. Der Mainstream wird es trotzdem lieben. Lacht mal wieder. Ich empfehl's weiter.
Wertung:
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Trailer
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