Source Code
Achtung, es wird exklusiv. Meine Wenigkeit hatte diese Woche das große Glück einer wunderbaren Kino-Preview beizuwohnen und sich eine Woche vor Deutschlandstart den neusten Film vom Jung-Regisseur Duncan Jones anzuschauen. Source Code nennt sich dieser und kommt mit einer Menge Vorschusslorbeeren aus den Staaten über den großen Teich zu uns herübergeschwappt. Und in meinen Augen wird Source Code diesen definitiv gerecht. Warum ich euch Source Code empfehlen kann und jedem nah ans Herz legen würde.
Selten habe ich das Glück, bei einem Gewinnspiel auch wirklich etwas zu gewinnen. Obwohl, den einen oder anderen glücklichen Gewinn konnte ich schon einmal einsacken. Nichtsdestotrotz, meine Teilnahme-Ertrag-Quote bleibt miserabel. Umso glücklicher war ich, als ich eine E-Mail von einem hiesigen Onlinemagazin für Filme, Kino, Serien etc. bekam, in welcher doch stand, ich wäre herzlichst zur großen Preview von Source Code eingeladen.
Source Code. Da war doch was. Natürlich, überwiegend positive Kritiken, der neue Film von Duncan Jones, dem Macher vom grandiosen Moon. Der Trailer zu Source Code geistert schon längere Zeit durch das Netz, man kann sich sogar die ersten 5 Minuten des Films im Internet ansehen, auch wenn diese eher weniger aufschlussreich und mehr als Appetitmacher funktionieren.
Im Gegensatz zu meinen Begleitern wusste ich schon in etwa, um was sich Source Code drehen und was das eigentliche Phänomen des Films sein würde. Doch wusste ich genauso gut, dass sich ein Duncan Jones, begabt wie er ist, sicherlich etwas mehr ausdenken würde, als das, was ich gleich in einer kurzen Inhaltsangabe spoilerfrei widergeben zu versuche. Und so viel sei verraten: Das hat er. Source Code ist knifflig, fußt auf einer verdammt guten Idee und verlangt einfach von einem, sich nach der Vorstellung intensiv über den Film zu unterhalten.
Der Inhalt:
Man sieht einen Zug durch eine Vorstadt-Landschaft Chicagos fahren. Nichts besonderes so weit. In diesem Zug sitzen selbstverständlich Passagiere aller Art, Geschäftsleute, Studenten, Hausfrauen und so weiter. Unter diesen Passagieren befindet sich ein junger Mann (Jake Gyllenhaal), auf den sich die Kamera sofort fokussiert. Er wirkt schläfrig, liegt mit seinem Kopf an einem Fenster und scheint langsam zu erwachen. Ihm gegenüber sitzt eine junge Frau (Michelle Monaghan), die mit ihm redet und ihn zu kennen scheint. Doch er kennt sie nicht. Er sitzt planlos auf seinem Platz, wundert sich, wie er in diesen Zug gekommen ist und warum ihn die Frau gegenüber mit einem ihm unbekannten Namen anspricht. Sein Gesicht ist von Verwirrung gezeichnet und er versucht der jungen Damen zu erklären, dass er Cpt. Colter Stevens sei, eigentlich Helikopter-Pilot bei der Army ist und zum jetzigen Zeitpunkt in Afghanistan im Einsatz sein sollte. Sie lächelt ihn an und zeigt ihm seinen Ausweis, mit großem Erstaunen stellt Steven fest, dass sein Name Sean Fentress ist und er als Lehrer seine Brötchen verdient.
Stevens bzw. Fentress fühlt sich wie im falschen Traum, er reagiert über und hält alles für einen schlechten Scherz. Und als er auf der Toilette sein Spiegelbild sieht, ist er gänzlich verwirrt. Er weiß doch, dass er Cpt. Colter Stevens ist, warum sieht er im Spiegel das Antlitz des Mannes, welcher auf seinem vermeintlich Ausweis abgebildet ist? Die junge Frau versucht ihn zu beruhigen, redet auf ihn ein, doch er kann es einfach nicht nachvollziehen. In diesem Moment wird man Zeuge einer gigantischen Explosion, eine Feuersbrunst frisst sich durch den Wagon, das Bild wird ausgeblendet.
Das Bild wird wieder eingeblendet, man erkennt Colter Stevens, diesmal wirklich. Er befindet sich in einer merkwürdigen Konstruktion, ähnlich einer Kapsel. Er sitzt fest in einer Art Stuhl, der Gurt umschlingt ihn und schränkt seinen Bewegungsradius stark ein. Was ist hier los? Stevens wirkt erneut sehr verwirrt, als plötzlich eine Stimme ertönt und seine Aufmerksamkeit auf einen Bildschirm lenkt. Eine Frau in militärischer Uniform (Vera Farmiga) stellt ihm seltsame Fragen, Stevens weiß immer noch nicht, wo oben oder unten ist. Die Frau auf dem Bildschirm versucht ihm klarzumachen, dass es seine Aufgabe ist herauszufinden, warum der Zug explodiert ist, wo sich die Bombe befindet und wer für die Detonation verantwortlich ist. Eh er sich versieht, befindet sich Colter Stevens erneut im Zug, man sieht die gleiche Situation wie vorher, Stevens wirkt immer noch etwas perplex, doch wesentlich vorbereiteter. Jedoch detoniert die Bombe auch beim zweiten Mal, er erwacht erneut in seiner Kapsel und pocht auf vernünftige Erklärungen für das, was er gerade erlebt hat, wo er sich überhaupt befindet und was hier eigentlich abgeht.
Und diese folgen. Cpt. Colter Stevens befindet sich in einem für die amerikanische Regierung entwickelt Programm mit dem Namen Source Code, mit Hilfe dessen man in der Lage ist, bestimmte Situation in der Vergangenheit nachzuerleben. Dafür benötigt man einen physiognomisch annähernd identischen Körper (der Lehrer Sean Fentress) in dieser bereits geschehenen Vergangenheit, in welchen das Gegenstück, in diesem Fall Cpt. Colter Stevens, für exakt 8 Minuten schlüpfen kann. So hat Stevens die Möglichkeit, die 8 Minuten vor der Explosion selbst zu erleben und Bombe sowie Täter ausfindig zu machen. Sollte ihm das gelingen, kann er wertvolle Informationen sammeln, welche zur Verhinderung eines weiteren angekündigten Anschlags in Chicago beitragen würden. Jedoch kann er, selbst wenn es ihm gelingt, die Bombe zu entschärfen und den Attentäter zu überführen, die Explosion des Zuges und den Tod unzähliger Menschen nicht verhindern, da dies schon in der Vergangenheit passiert ist und er nur die vom Source Code geschaffene non-reale Parallelwelt, aber nicht die Wirklichkeit beeinflussen kann. Tricky.
Also wird Cpt. Colter Stevens immer wieder in den Source Code geschickt, um den Attentäter auf die Schliche zu kommen. Dabei verwischen immer wieder die Grenzen zwischen scheinbaren Realitität und Parallelwelt, Stevens Belastbarkeit und Loyalität zu den Vereinigten Staaten von Amerika, immerhin ist er Soldat und soll bzw. muss Menschenleben retten, werden auf eine harte Probe gestellt. Hinzukommt die junge Dame, Christina (Michelle Monaghan), welche ihm immer mehr ans Herz wächst und er gar versuchen möchte, sie zu retten, was aber antürlich nicht möglich ist, weil sie ja schon längst tot ist.
Doch nicht nur das beschäftigt den jungen Army Captain. Wie wurde er Teil des Source Codes, warum ist er diesem Projekt beigetreten? Warum verhält sich die Frau auf dem Bildschirm in seiner Kapsel so merkwürdig? Und was hat es mit dem deubiosen Erfinder des Source Codes, Dr. Rutledge (Jeffrey Wright) auf sich? Es gibt so einige Geheimnisse zu lüften und deren Antworten haben es in sich...
Vorsicht, gar nicht zu viel verraten. Duncan Jones hat anscheinend ein geborenes Händchen für ausgetüftelte Geschichten, Geheimniskrämerei und einen handfesten Twist. Es gibt genug Regisseure, M. Night Shyamalan sei als Beispiel genannt, welche ihre Filme mit überraschenden und unvorhersehbaren Wendungen füllen, doch Duncan Jones, übrigens Sohn von Pop-Legende David Bowie, beweist nun nach Moon mit Source Code, das er einfach ein Gespür für den einen perfekt gesetzten Twist hat.
Von der Art und Weise der Inszenierung ganz zu schweigen. Regisseur Jones lässt den Zuschauer oft im Ungewissen herumstolpern, bringt ihm zum Nachdenken und Überlegen. Und schlussendlich kann man sich auch mehr als angeregt über Source Code unterhalten, da der Film ein vielleicht sehr kurzweiliges, doch eben auch sehr ausgeklügeltes, intensives und für den einen oder anderen sehr verwirrendes Kinoerlebnis ist.
Wenn man sich den Trailer zu Source Code anschaut, erfährt man eigentlich alles über die Grundstory. Diese ist ab und an etwas schmalzig und machte ungefähr knapp nach der Hälfte des Films einen doch etwas langatmigen Eindruck, doch wird im letzten Drittel noch einmal richtig angezogen. Und das gefiel mir besonders gut. Die letzte halbe Stunde hat es einfach in sich, hier zeigt die Spannungskurve steil nach oben, der Zuschauer wird mit neuen Umständen konfrontiert und nochmal richtig vor den Kopf gestoßen. Das hat Duncan Jones fantastisch gelöst, Kompliment für diese überlegte und nachhaltige Inszenierung.
Natürlich tragen auch die Darsteller ihren großen Teil zu diesem sehr guten Film bei, jedoch steht in Source Code meiner Meinung nach keine Jake Gyllenhaal oder Jeffrey Wright oder sonstwer im Vordergrund, sondern einzig und allein die Idee. Denn die ist der Star des Films, wofür man auch Drehbuchautor Ben Ripley Respekt zollen muss, der vor Source Code keine nennenswerte Projekte vorzuweisen hatte.
Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich auch für einen Jake Gyllenhaal, von dem ich wirklich viel halte, dass er endlich wieder eine derartig packende Rolle verkörpern durfte, was ihm mehr als gelungen ist. Er spielt die Sache wirklich glaubwürdig und sehr überzeugend. Auch seine Kollegen stehen ihm in nichts nach. Jeffrey Wright macht sich super als verschrobener, geheimnisvoller Erfinder des Source Codes, Vera Farmiga merkt man ihre innere Zwiegespaltenheit förmlich an, ihre Mimik ist symptomatisch für den Gemütszustand ihrer Figur und Michelle Monaghan mimt den liebreizenden Love Interest. Bei der Besetzung passt es einfach.
Wenn sich Duncan Jones etwas vorwerfen lassen muss, dann sind es zwei Dinge. Erstens: Der etwas schmalzige Pathos. Keine Sorge, er übertreibt es nicht. Und natürlich bietet es sich an, wenn der Titelheld Soldat der Army ist und tausende Menschen das Leben retten kann. Manch einer mag vielleicht mit den Augen rollen, doch ist es in Source Code definitv nicht so explizit wie in anderen Filmen. Eher wirkt die Liebesgeschichte zwischen Gyllenhaal und Monaghan ein wenig aufgesetzt. Doch meiner Meinung verliert sich das mit der Zeit. Aber auch verständlich, dass manch einer seine Problemchen damit haben könnte.
Zweitens: Das Ende des Films. Besser gesagt, der Zeitpunkt. Schaut euch den Film an, Source Code bietet am Ende 2 oder 3 Szenen, nach denen Duncan Jones problemlos die Klappe fallen lassen und die Credits hätte einspielen können. Das ist in meinen Augen nicht weiter schlimm, weil das eigentlich Ende auch super ist, doch konnte man dem allgemeinen Tenor der Kinobesucher nach der Vorstellung entnehmen, dass sich so mancher an einer anderen Stelle ein wohlmöglichen besseres Ende hätte vorstellen können. Am besten ansehen und für sich selbst entscheiden.
Diesen beiden Punkten zum Trotz ist Source Code auf jeden Fall eine Pflichtveranstaltung für jeden Filmfan im Kinojahr 2011. Es ist spannend, es ist knifflig, es regt die grauen Zellen an. Und nehmt euch nach der Vorstellung genug Zeit, um üder den Film zu reden. Das funktioniert nämlich unheimlich gut.
Regisseur Duncan Jones
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Fazit
Meine Erwartungen wurden vollstens erfüllt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich Source Code in der Preview sehen dürfte und empfehle ihn uneingeschränkt weiter. Duncan Jones avanciert zu einer meiner Lieblingsregisseure und bringt nach seinem Erstlingswerk Moon mit Source Code eine clevere, brilliant inszenierte und nachdenklich stimmende Geschichte in die Kinos. Die Idee dahinter ist einzigartig und außergewöhnlich, sodass viele wohl sehr verdutzt den Kinosaal verlassen werden. Auch wenn es den einen doer anderen Schönheitsfehler zu bemänglen gibt, ein Kinobesuch lohnt sich. Manch einer wird Source Code nicht viel abgewinnen können, da es für ihn auf den ersten Blick nicht viel Sinn macht, was meiner Meinung nach definitiv nicht stimmt. Eher sollte man Regisseur, Drehbuchautor und Crew reichlich Lob und Anerkennung schenken, eine derartig komplexe, komplizierte und zum Ende dem Kontext und Rahmen entsprechend sinnvolle Story entworfen zu haben. Bei mir hat es auch einen Moment gedauert. Für Source Code spreche ich eine glasklare Enmpfehlung aus.
Der deutschlandweite Kinostart ist am 02. Juni 2011.
Wertung:
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Trailer
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