Killer Elite
Jason Statham hier, Jason Statham da.
Der Brite flimmert in regelmäßigen Abständen über die große
Leinwand, meistens in persona einer krass-guten Actionheldens, der
tüchtig austeilt und den ein oder anderen coolen Spruch ablässt.
Vor einer Weile machte dann ein Trailer zu seinem neuesten Steifen
Killer Elite die Runde. Rasant geschnitten, da ein kleine Prügelei,
hier eine Explosion, Feuergefechte, markante One-Liner und im Hintergrund läuft "Rock me like a Hurricane" von den Scorpions. Wagen wir mal
einen Blick. Dabei herumgekommen ist mittelmäßiges Popcorn-Kino,
ganz unterhaltsame Actioneinlagen, aber allen in allen ein
eher unbefriedigender Kinobesuch, wenn man einen guten Statham-Film á la Crank erwartet.
Guy Ritchie sollte er dankbar sein, der
gute Jason Statham. Mit Bube Dame König grAS und Snatch hatte der
britische Regisseur Statham die Tür nach Hollywood geöffnet. Und
seitdem spielt er eigentlich immer die gleiche Rolle. Eine coole Sau,
die unter einem Adrenalinschock steht oder sich auf der Suche nach seinem eigenen Herzen befindet (Crank), teuflisch gut
Autofahren kann (Transporter, Death Race), schlicht und einfach Leute
umbringt und als Auftragskiller arbeitet (The Mechanic) oder eben von
allen ein bisschen macht (The Expendables). Ob man ihn mag oder
nicht, Jason Statham hat sich längst nach ganz oben in der Liste gearbeitet und führt die Riege der neuen
Stallones, Schwarzeneggers und Co. an.
Eigentlich kann man von einem Film mit
Jason Statham nicht viel erwarten. Man ist meistens Teil einer nur
aus Männern bestehenden größeren Gruppe und will sich mal wieder
Action satt geben. Jeder aus dieser Gruppe hat auch jeden Jason
Statham-Film bis dato gesehen und will ihm zum zigsten Mal dabei bestaunen, wie er
irgendjemanden zusammenschlägt oder irgendetwas hochjagt. Dazu
gesellt sich dann noch die Hollywoodgröße Robert De Niro als sein erfahrener Lehrmeister und der renommierte Clive Owen als Gegenspieler. Ein bisschen
Krawumms, ein bisschen Auftragsmord, belangloses politisches Gelaber
und überaus unnötiges Liebesgewäsch, fertig ist der recht
kurzweilige 0815-Durschnitts-Actioner, der mit gut zwei Stunden viel
zu lang und streng genommen kaum der Rede wert ist.
Zum Inhalt:
So um das Jahr 1980
herum. Danny Bryce (Jason Statham) ist einer der besten seines
Faches, ein absoluter Profi-Auftragskiller. Aber langsam hat er das
ganze Töten satt, er will einen Schlussstrich ziehen und sich aus
dem Gewerbe verabschieden. Da kann auch sein bester Freund und Mentor
Hunter (Robert De Niro) nicht viel dran rütteln. Doch hat der gute
Danny nicht viel von seiner Ruhe, gut ein Jahr nach seinem Ausstieg,
wird er informiert, dass sein alter Kumpan Hunter im Oman als Geisel
gehalten wird und nur Danny ihn da wieder rausboxen kann. Wie sich
rausstellt wollte Hunter einen ganz großen Coup durchziehen und hat
sich dabei eiskalt verkalkuliert. Jetzt steht er bzw.
Danny in der Schuld eines omanischen Scheichs, der für letzteren
einen sehr heiklen Auftrag hat, um Hunters Freiheit zu erkaufen.
Danny soll nämlich das machen, wovor
sich Hunter gedrückt hat: Er soll Rache nehmen. Und zwar an
alten Mitglieder der britischen Spezialeinheit SAS, welche drei der
vier Söhne des Scheichs im Omankrieg umgebracht haben. Dafür gibt
der Scheich Danny die Namen der drei SAS-Agenten, welche den Großteil
seines Nachwuchses auf dem Gewissen haben. Danny muss sie
eliminieren, um Hunter aus der Misere zu helfen. Dafür stellt er
ruckzuck ein kleines Team auf die Beine und geht die Sache
schnellstens an. Doch verkompliziert sich die Angelegenheit, als der
Ex-SAS-Agent Spike Logan (Clive Owen) sich dazu berufen fühlt, sein
ehemaligen Kollegen des SAS vor Danny und seinem Team zu beschützen. Wer
stirbt wie, wann und wo, kann Logan Danny aufhalten, kann Danny
Hunter befreien und was steckt wirklich hinter all dem Firlefanz.
Fragen über Fragen, die selbstredend beantwortet werden müssen.
Fangen wir mit den guten Sachen. Killer
Elite ist unterhaltsam. Besonders bei den schnellgeschnittenen
Szenen, von denen es leider viel zu wenige gibt. Denn genau in diesen
Momenten macht der Film wirklich Spaß. Auch bei den gelungen
Kampfchoreographien schaut man gespannt zu, der Faustkampf zwischen
Statham's Danny und Owen's Spike markiert wohl den Höhenpunkt des Films, weil man
dann endlich reine Action für gefühlte zehn Minuten bekommt. Der
Großteil der Actionsequenzen ist nämlich entweder viel zu kurz oder
zu langatmig/ uninteressant. Hier hätte die Devise "weniger ist oft
mehr" gelten sollen, lieber gezielt eine Situation überzeichnen und übertrieben mit reichlich Getöse vollpacken, als
immer wieder kleine Happen über den gesamten Film zu verteilen.
Jason Statham spielt wie bereits
geschrieben Jason Statham aka Danny Bryce, der gewohnt lässig,
überausgebildet und unnachahmbar Backpfeifen verteilt. Natürlich
macht gerade das phasenweise großen Spaß, doch betrachtet man das
Gesamtbild präsentiert sich Statham wie so oft in seiner
Schauspielerkarriere als arg eindimensional. Da kann auch keine
aufgesetze Liebesgeschichte helfen, die nebenbei bemerkt wirklich
überhaupt nicht nötig gewesen wäre und zusätzlich noch das
Tempo aus Killer Elite rausnimmt. Heutzutage muss ja überall
noch ein wenig Herzschmerz mit rein, aber das hat in Killer Elite nur
Zeit gekostet und gelangweilt.
Robert De Niro passt eigentlich
überhaupt nicht in diesen Film, weil er einfach nicht seiner
Kragenweite entspricht. Er hat seine ein oder andere coole Szene und
macht als Veteran auch gar keine schlechte Figur, doch weiß man als
Filmfreund tief in seinem Inneren, dass das irgendwie nicht passt.
Nichts gegen De Niro, ich bin ein großer Fan, doch wahrscheinlich
ist er zu alt für diesen Film und seine Rolle. Clive Owen trägt
einen mordsmäßigen Tom Selleck-Gedächtnis-Schnauzer und macht das
als vermeintlicher Gegenspieler Stathams auch recht gut, besonders
wenn es um das Austeilen geht. Doch hätte auch hier jeder
x-beliebige Schauspieler seine Rolle verkörpern können. Bis auf die
Gesichtsbehaarung gibt es wenig Markantes an der Performance.
Positiv und ebenso negativ fällt das
Setting auf. Gut daran ist, dass man sich wirklich im Rahmen der 80er
Jahre bewegt und dadurch endlich mal die Finger von komplexen
Computermechanismen und Alleskönner-Gadgets gelassen hat. Davon gibt
es zu viel auf dem Markt, bei Killer Elite bleibt es größtenteils
unkompliziert, ein wenig Technik-Hokuspokus darf nicht fehlen, jedoch
wird der Film damit nicht überladen. Was mich jedoch ein wenig
störte, war der etwas aufgesetze Zeitgeist der 80er. Schön und gut,
wir haben alte Automodelle auf der Straße, flippige Flanellhemden
und Lederjacken, reichlich Oberlippenbärte und Koteletten, aber
sonst? Das war mir zu einfach, sogar ein Tick zu billig. Von der
Atmospäher kam da in meinen Augen nicht viel 80er-Jahre-Flair rüber,
in diesem Bereich schwächelte Killer Elite.
Letztendlich haben Gary McKendry (erst seine zweite Langfilm-Produktion) und Kollegen gar nicht so viel falsch gemacht. Sie wollten das Genre nicht revolutionieren, sie wollten einen soliden, unproblematischen und kurzweiligen Action-Film mit einer überschaulichen Story abliefern. Und als solchen kann man Killer Elite großzügig gesehen schon bezeichnen. Da sind auch die ganzen von mir weiter oben angesprochenen Makel verzeihbar. Das sind Dinge, die man in jedem Actioner von heute anprangern kann. Doch gibt es halt einen Punkt, der Killer Elite im Gesamtergebnis sowie -erlebnis nach unten zieht: Der Film ist zu lang. Nehmt das absurde Liebes-Geblubber raus, staucht den Film ein wenig zusammen, packt gerne noch die ein oder andere intensivere Actionsequenz rein und landet schließlich bei gut 90 Minuten Film. Dann hätte sicher auch ich wesentlich mehr Spaß an Killer Elite gehabt. So musste ich mich im Kino doch so manches Mal selber wecken.
Und
das der Film auf wahren Begebenheiten fußen soll, wenn es so ist, dann
soll es so sein, im Kino aber wollte das keiner so richtig glauben. Wen
es trotzdem interessieren sollte, der kann nochmal einen Blick auf jenen
Wikipedia-Artikel zum Buch The Feahter Men von Sir Ranulph Fiennes werfen, welches die Grundlage für das Drehbuch zu Killer Elite bildete.
Da
habt ihr's, gerade mal so groß wie der Robert De Niro: v.l.n.r. Jason
Statham, Robert De Niro, Yvonne Strahovski, Regisseur Gary McKendry und
Clive "Mustache Gone" Owen
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Fazit
Fans des Actionkinos und Jason Stathams
werden auf ihre Kosten kommen. Die Handlung ist seicht und die
Kampfchoreos sind knackig, insgesamt ein solider Actioner wie man sie
nur all zu gut kennt, nichts außergewöhnliches oder bahnbrechendes.
Größtes Manko ist in meinen Augen die zu lange Spielzeit, dadurch
kommt während des Films zu oft Langeweile auf, die nebenläufige
Liebesgeschichte hätte man sich sparen können. Wenn man seine Erwartungen nicht zu hoch steckt, kann man mit
Killer Elite bestimmt seinen Spaß haben. Man bediente sich an dem altbewährten Grundkonzept von
Actionfilmen wie Killer Elite nun mal einer ist und hat dabei auch nicht so
viel falsch gemacht, nur hätte der Film schlussendlich weitaus
kompakter sein müssen, um den überwiegenden Teil des Publikums bei
der Stange halten zu können.
Wertung:
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Trailer