Freitag, 19. August 2011

In the summer time...

Review
Super 8
Der wohl beste und schönste Sommer-Blockbuster des Jahres. J.J. Abrams macht den Kniefall vor Altmeister Steven Spielberg und erinnert mit Super 8 an den Charme 80er Jahre SciFi-Streifen á la E.T. – Der Außerirdische. Dabei greift er autobiographische Elemente seiner eigenen Vita auf, wie er dank altmodischen Super 8-Kameras seine Begeisterung für das Filmemachen weckte und ähnlich wie seine jungen Protagonisten in Super 8 einen großen Teil seine Kindheit als Amateur-Regisseur/Kameramann/Editor verbrachte. An Super 8 gibt es wenig bis gar nichts auszusetzen und vieles zu lieben, weshalb man einem Kinobesuch nicht abgeneigt sein sollte.
Ich mag J.J. Abrams. Wenn ich ihn als Nerd bezeichne, schmälert das mitnichten meine Hochachtung vor dem 45jährigen. Abrams geht beim Filmemachen mit einer Akribie vor, mit einer vollkommenen Hingabe zu seinem Projekt, die Einstellung muss perfekt sitzen, die Botschaft erkennbar sein. Abrams gehört neben dem aufstrebenden Jung-Regisseuren Neill Blomkamp (District 9) und Duncan Jones (Moon, Source Code) zu den wohl besten Machern, die wir im SciFi-Genre haben. (Obwohl Duncan Jones wohl vorerst nur noch ein Projekt im SciFi-Bereich angehen und sich danach in anderen Genres probieren wird.)
Mit Super 8 möchte Abrams an die glorreichen Zeiten der Anfänge des SciFi-Kino erinnern, seine Inspiration und Mentor Steven Spielberg griff ihm dabei ein wenig unter die Arme und produzierte mit. Rausgekommen ist dabei nicht nur ein mehr als guter SciFi-Film, sondern auch eine Geschichte übers Kindsein, Erwachsenwerden, Freundschaft und sonstige Probleme, welche sich einem Pubertierenden so auftun. Dank einer guten Portion Mystery, eine Menge Charme und hervorragenden (Jung-)Darstellern gelingt Abrams eine wunderbare Hommage an sein Vorbild.
Zum Inhalt:
Einen eigenen Film drehen, das wär’s doch. Und dann richtig durchstarten. Ach ja, Kinderträume. Der junge Joe Lamb (Joel Courtney) und seine Freunde stehen dem in nichts nach. Angetrieben durch seinen besten Freund und „Regisseur“ Charles (Riley Griffiths) jagen die beiden und ihre Kumpel Cary (Ryan Lee), Martin (Gabriel Basso) und Preston (Zach Mills) diesem Traum hinterher. Dabei bringt jeder sein Bestes ein, sei es Make-Up-Fähigkeiten, Special Effects oder schauspielerisches Talent. So kann man der öden Schulzeit entgegenwirken, das langweilige Leben in der tristen Kleinstadt Lillian, Ohio plätschert einfach vor sich hin. Mit dem Ziel, einen eigenen Film zu machen, sind die Jungs immer auf Achse, als gäbe es nichts anderes im ihrem Leben. Und gerade für Joe sind die ersten Schritte im Filmgeschäft zusammen mit seinen besten Freunde eine willkommene Abwechslung zu der starren Beziehung mit seinem Vater Jackson, zugleich Ordnungshüter der Kleinstadt (Kyle Chandler), welcher nach dem Tod von Joes’s Mutter ein emotionales Wrack ist.
Doch mit der Gemütlichkeit ist es in Lillian schnell vorbei. Joe und seine Freunde, zu denen jetzt auch die hübsche Alice (Elle Fanning) zählt, welche als weibliche Hauptrolle „gecastet“ wurde, machen sich zu einem Bahnhof auf, um dort die nächste Szene für ihren Super 8-Film „The Case“ zu drehen. Doch just während dieser Dreharbeiten passiert das Unglück, ein Zug fährt durch und entgleist, eine Katastrophe enormen Ausmaßes ereignet sich. Aber es wird noch besser: Irgendetwas war in diesem Zug. Und dieses Irgendetwas ist jetzt auf freien Fuß. Es ereignen sich seltsame Vorfälle in der Stadt, erst verschwinden Hunde, dann sogar Menschen. Die Clique geht diesem Mysterium natürlich nach, auf der Suche nach Antworten. Selbst ein großangelegter Militäraufmarsch, angeführt von Col. Nelec (Noah Emmerich), welcher die kuriosen Umstände um das Zugunglück weiterhin verschleiert, kann sie nicht bremsen. Es herrscht reichlich Verwirrung in der Kleinstadt, also müssen Joe und seine Freunde dem Geheimnis eigenhändig auf die Spur kommen. Hilfreich könnte dabei Charles' Super 8-Kamera sein, welche während des Zugunglücks weiterlief und die Katastrophe auf Zelluloid bannte...
Charme. Super 8 hat reichlich davon. Von der ersten bis zur letzten Minuten schwingt dieser Charme mit, es macht großen Spaß, die jungen Schauspieler zu beobachten und der Handlung zu folgen. Abrams hat ein wunderbares Gefühl für Tempo, wobei die Story nicht von dem "Irgendetwas", welches aus dem Zug entkam und dem Geheimnis um dieses "Irgendetwas" herum lebt, sondern viel mehr von den jungen Hautdarstellern. Diese wecken Erinnerungen an eigene Kinder-/Jugendzeiten. Freundschaft spielt in Abrams' Super 8 eine tragende Rolle und ruft in dem Zuschauer ein angenehmes Gefühl der Teilhabe hervor. Exemplarisch hierfür eine Szene in bester Stand By Me-Manier, in welcher die Clique inbrünstig spätabends irgendwo im Freien My Sharona von The Knack trällert. Wunderbar.
Die junge Elle Fanning (Trivia: jüngere Schwester von Dakota Fanning, bekannt aus Krieg der Welten als heulende Göre oder Ich bin Sam) möchte ich erwähnen, denn sie spielt nicht nur sehr gut, sondern gar überragend. Das wird ironischerweise vor allem dann deutlich, als sie das erste Mal für Charles’ Super 8-Film „The Case“ vor der Kamera steht. Die Reaktion der Jungs auf ihr schauspielerisches Talent ist bezeichnend. Doch nicht nur in dieser Szene zeigt Fanning (Der seltsame Fall des Benjamin Button), was sie in ihren jungen Jahren schon auf dem Kasten hat. Ihre Darbietung lebt von ihrer Emotionalität und dadurch implizierter Intensität ihres Auftretens. Das Mädel kann was. Aber genug geschwärmt, die gesamte Besetzung macht einen sehr guten Job und überzeugt vollends.
Betrachtet man die Mystery-Komponente von Super 8 wird man ebenfalls sehr gut unterhalten. Die Art und Weise der Präsentation des „Dings“ und der spannende Aufbau bis zur Enthüllung des Geheimnisses erinnert stark an Cloverfield, bei welchem Abrams selbst auch als Produzent beteiligt war. Dass es etwas unnatürlich wird und dadurch sture Realisten ihre Problemchen mit dem Stoff bekommen könnten, versteht sich von selbst. Deshalb nennt man es auch Science-Fiction. Jedoch ist die gesamte Inszenierung glaubwürdig und sehr gut abgestimmt, sodass man den Motiven der Beteiligten gut folgen und die Übernatürlichkeit der Thematik eher nur leicht mitschwingt, mehr im Hintergrund steht und erst im letzten Drittel richtig aufgeht. Das macht den Zugang für Genre-Einsteiger/Neulinge wesentlich einfacher, da einem die übernatürlichen Aspekten nicht mit der Keule ins Gesicht gezimmert werden.
Stören könnte man sich an dem aufgesetzten Vater-Sohn-Konflikt zwischen Joe und Jackson Lamb. Für meinen Geschmack hätte es den gar nicht gebraucht, ähnlich verhält sich mit der Geschichte über den Tod von Joe’s Mutter. Schlecht wird Super 8 dadurch nicht, man darf den emotionalen Aspekt solcher Sidestories nicht unterschätzen, doch benötigt man es nicht wirklich. Super 8 lebt viel mehr von der Freundschaft der Protagonisten untereinander, ein klein wenig Liebe und dem mysteriösen Zugunglücks-Etwas. Aber auch hier werden sich Nörgler finden, deren gutes Recht es ist, Super 8 aufgrund rührseliger Momente in einigen Szenen zu viel Kitsch zu attestieren. Auf so etwas muss man sich dann halt mal einlassen.
J.J. Abrams (r.) zusammen mit seiner Main Actress Elle Fanning. Jetzt schon größer als er es je war.
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Fazit
Super 8 gehört definitiv zu den besseren Sommer-Blockbustern des Jahres 2011. Obwohl man darüber streiten kann, ihn als Blockbuster zu bezeichnen. Natürlich machen Effekte und die Pompösität solcher Filme einiges her, besonders wenn sich die Geschichte um etwas Außerirdisches dreht. Doch punktet Super 8 vor allem durch zwischenmenschliche Beziehungen, Aspekte der Unbekümmertheit, Neugier und Mut, sowie Erwachsenwerden. Dafür begründe ich nun das revolutionäre Genre des Coming-of-Age-Sci-Fi-Films! J.J. Abrams hat einiges richtig gemacht, wenn man während des Films des Öfteren lieber den jungen Burschen und dem einen Mädel folgen, als komische Bewegungen in Büschen beobachten (verursacht durch jenes „Etwas“) möchte. Trotz kleiner Schönheitsfehler ein guter, schöner Film, der wahrlich Kindheitserinnerungen weckt, obwohl man selbst nie so ambitioniert gewesen ist, wie es die Figuren in Super 8 sind.
PS: Und sitzenbleiben. Nach dem Film folgt der Super 8-Versuch von Joe, Charles und Co., „The Case“, welcher glatt eine separate Auskopplung wert ist.
Wertung:
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Trailer

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