Review
Dieser Filmtitel lässt einen grübeln.
Cowboys? Aliens? Zusammen? In einem Film? Kann doch gar nicht
gutgehen. Dem zum Trotze machte sich Regisseur Jon Favreau an die
Arbeit und schaute sich die Comicvorlage aus dem Jahre 2006 etwas
genauer an. Mit einem sehenswerten Cast wollte er aus dieser
eigentümlichem Geschichte etwas Großes rausholen. Funktoniert dies?
Teils teils. Auch wenn es sich um einen nicht uninteressanten Blockbuster des
Kino-Sommers 2011 (schon wieder einer) handelt, Cowboys & Aliens
hat schlicht und einfach ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Mal wieder eindeutig Geschmackssache.
Jon Favreau (hier prügelnd mit Kevin "Heffertonne" James in King of Queens zu sehen) wird einigen vielleicht ein
Begriff sein. Der 45jährige New
Yorker ist unteranderem für die äußerst gelungenen Filmumsetzungen
(Teil 1 und 2) des Marvel-Franchise Iron Man verantwortlich. Schon hier bewies er ein
gutes Händchen in Sachen Comicverfilmungen, gelungenes Spektakel
mit flotter Action und lässigen Sprüchen. Nun also stand Cowboys &
Aliens auf dem Plan, ein Comic mit einen treuen Fangemeinde und einem
neuen Ansatz der "Wir sind nicht allein, Aliens treffen auf
Menschen"-Thematik.
Dafür scharrte
Favreau eine schlagkräftige Besetzung um sich, darunter Good Ol'
Han/Indy Harrison Ford und Bond-Darsteller Daniel Craig. Mit zwei
Kalibern dieser Güteklasse ließe sich doch etwas anfangen. Nun
benötige man nur noch eine atmosphärische und authentische
Westernkulisse, einen roten Faden und besagte Aliens. Was
schlussendlich bei rumkommt ist weder Fisch noch Fleisch. Cowboys &
Aliens macht einige Sachen wirklich gut, doch in vielen Momenten
lässt der Streifen arg zu wünschen übrig. Persönlich eine kleine
Enttäuschung.
Zum Inhalt:
Arizona, um
1870. Braches Land, steile Felswände und trockene Steppe zeichnen
das Bild. In dieser recht trostlosen Umgebung wacht ein namensloser
Fremder (Daniel Craig) auf, ohne Erinnerung, wer er eigentlich ist
und wie er hier hingekommen ist. Zudem ziert ein merkwürdiges
metallenes Armband seinen linken Arm. Nach einer kurzen Sequenz
findet er sich in der Kleinstadt Absolution wieder, wo ihm auch schon
der Sheriff (Keith Carradine) ans Leder will. Bei dem Fremden handelt
es sich nämlich um den gesuchten Schwerverbrecher Jake Lonergan.
Nach kurzem Techtelmechtel können der Sheriff und seine Schergen mit
Hilfe der geheimnisvollen Ella (Olivia Wilde) den Missetäter
überwältigen und vorerst wegsperren.
Und schon tritt
Woodrow Dolarhyde (Harrison Ford) in Erscheinung. Der ehemalige
Colonel im amerikanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Südstaaten und
nun umtriebiger Geschäftsmann hat mit Lonergan noch ein Hühnchen zu
rupfen. Doch plötzlich wird Absolution erschüttert, seltsame
Fluggeräte ballern wild um sich und entführen einen Großteil der
Bewohner des kleinen Städtchens, darunter auch den Sohn (Paul Dano)
von Dolarhyde. Einzig und allein das Armband, welches Lonergan trägt,
bewahrt die Einwohner vor Schlimmeren. Gesetzloser hin oder her, der
Kerl hat die Waffe, um diese merkwürdigen Dinger zur Strecke zu
bringen. Also wird sein Prozess erst einmal nach hinten verschoben,
jetzt gilt es die entführten Personen zu finden und wennmöglich zu
befreien. Außerdem muss Lonergan selbst herausfinden, wer er eigentlich ist und wie er in diese Situation mit dem Armband gekommen ist. Und natürlich muss man diesen eigenartigen Wesen auch zeigen, wer der
Herr im guten alten Arizona ist...
Cowboys &
Aliens macht sich die erste halbe Stunde wirklich gut. Favreau und
Kollegen ist es gelungen, eine stimmige Western-Atmosphäre auf die
Bildfläche zu bringen. Die Kulissen machen einiges her, das Setting
stimmt, es sieht nach einem guten Western aus. Mit stilgerechter
Musik im Hintergrund wird das Ganze dann noch mehr als ordentlich
abegrundet, zwar verändern sich die Musikstücke im Laufe des Films
nicht wesentlich bzw. bleiben zum großen Teil gleich, dennoch, das
ist bei alten Western-Schinken auch nicht viel anders gewesen, die
Inszenierung, zumindest was die Cowboys in Cowboys & Aliens
angeht, gefiel mir persönlich sehr gut.
Ein besonderer
Grund hierfür stellt unteranderem Daniel Craig dar, welcher den Film auch zu späteren
Zeitpunkten noch ein wenig rausreißt. Sein Auftritt als eiskalter,
wortkarger Outlaw-vom-Anti-zum-Held-Typ wirkt sehr markant und
überezugend. Craig könnte ich mir sehr gut in einem einfachen
Western vorstellen, er hat die Eier, einen waschechten
Western-Charakter zu verkörpern. Seine intensive und impulsive
Vorstellung als Jake Lonergan macht wirklich Laune. Harrison Ford
schlägt sich als griesgrämiger Ex-Colonel ebenfalls nicht schlecht,
doch wirkt er ein wenig unterfordert. Solide trifft es ganz gut, zwar
ist seine Figur präsent, jedoch reißt sie einen nicht wirklich mit.
Olivia Wilde sieht recht nett aus, spielt ihre Rolle jedoch äußerst
schlicht und kalt. Und der grandiose Sam Rockwell darf überhaupt nicht
mitmischen (Ha, toller Wortwitz, er spielt einen Barkeeper) bzw. darf
höchstens mal einen kleinen amüsanten One-liner loswerden.
Liest sich bis
hierher gar nicht so verkehrt. Nun ja, die erste halbe Stunde. Nach
dieser baut der Film in meinen Augen gewältig ab. Und das Problem
sind ganz klar die Aliens. Die Idee, die SciFi-Alien-Thematik mit der
des Wilden Westen zu verbinden, kann sich vielleicht recht interessant
gestalten, doch bleibt es abstrus. Ja, die meisten Filme mit Aliens
spielen in der Gegenwart oder Zukunft, die Frage, wo sie denn in der
Vergangenheit waren, stellt sich vielleicht. Doch passt es einfach nicht. Hin
und wieder wirkt die Auseinandersetzung zwischen Revolverheld und
komischer Kakerlaken/Frosch auf zwei Beinen-Kreuzung dank rasanten
Schnitte und tempreichen Actionsequenzen unterhaltend, doch fühlt man
sich im wahrsten Sinne zu oft wie im falschen Film.
Die Geschichte
an sich wirkt arg vorgezeichnet und berechenbar, überraschen kann
einen nichts, Cowboys & Aliens bedient sich gelegentlich zu
vieler Klischees, wortarme, aber im Herzen loyale Indianer dürfen
natürlich auch nicht fehlen, dem großen Finale kann man leider
nicht viel abgewinnen, am Ende verpufft der Film zu einem unbedeutenen Nichts und erweist sich
schlussendlich doch als eine kleine bis mittelgroße Enttäuschung.
Man hätte sich an einem richtigen Western versuchen sollen, hierfür
sahen die Vorraussetzungen nicht schlecht. So bekommt man ein
Mischmasch aus stilvollen Western und langweilig-öden SciFi-Alien-Gedöhns, in
welchem letzteres leider überwiegt.
"Richtig Danny, die Snackbar ist da drüben, immer der Nase lang."
Regisseur Jon Favreau (r.) zusammen mit Daniel Craig
Regisseur Jon Favreau (r.) zusammen mit Daniel Craig
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Fazit
Schade. Von
Cowboys & Aliens hatte ich mir mehr erhofft. Als einer der
wenigen, welche den Film bereits beim Lesen des Titels abgeschrieben
hatten, wollte ich dem Streifen eine Chance geben. Die
Western-Komponente konnte mich wirklich überzeugen und lässt mich
hoffen, dass sich Daniel Craig in naher oder auch ferner Zukunft mit
dem Genre erneut auseinandersetzt. Das könnte zu ihm passen. Doch
leider tauchen alsbald auch schon die Aliens auf und fahren den Wagen
gegen die Wand. Genre-Fans, die sich gerne mal etwas
außergewöhnliches ansehen möchten, könnten hier auf ihre Kosten
kommen. Doch dürfte auch hier recht schnell Ernüchterung einsetzen,
die Story macht einen geradlinigen Eindruck, doch wirkt vieles zu
einfach und zu vorhersehbar, sodass man sich sehr schnell langweilt.
Da hilft auch die gelungene Western-Atmosphäre nicht. Nochmal:
Schade. Ein Film, den im
Sommer 2011 eh nicht viele auf dem Zettel hatten. Mit Recht. Pro Cowboys &
no Aliens.
Wertung:
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Trailer
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