Samstag, 3. September 2011

E.T. nach Hause telegrafieren...

Review
Cowboys & Aliens


Dieser Filmtitel lässt einen grübeln. Cowboys? Aliens? Zusammen? In einem Film? Kann doch gar nicht gutgehen. Dem zum Trotze machte sich Regisseur Jon Favreau an die Arbeit und schaute sich die Comicvorlage aus dem Jahre 2006 etwas genauer an. Mit einem sehenswerten Cast wollte er aus dieser eigentümlichem Geschichte etwas Großes rausholen. Funktoniert dies? Teils teils. Auch wenn es sich um einen nicht uninteressanten Blockbuster des Kino-Sommers 2011 (schon wieder einer) handelt, Cowboys & Aliens hat schlicht und einfach ein Glaubwürdigkeitsproblem. Mal wieder eindeutig Geschmackssache.
 

Jon Favreau (hier prügelnd mit Kevin "Heffertonne" James in King of Queens zu sehen) wird einigen vielleicht ein Begriff sein. Der 45jährige New Yorker ist unteranderem für die äußerst gelungenen Filmumsetzungen (Teil 1 und 2) des Marvel-Franchise Iron Man verantwortlich. Schon hier bewies er ein gutes Händchen in Sachen Comicverfilmungen, gelungenes Spektakel mit flotter Action und lässigen Sprüchen. Nun also stand Cowboys & Aliens auf dem Plan, ein Comic mit einen treuen Fangemeinde und einem neuen Ansatz der "Wir sind nicht allein, Aliens treffen auf Menschen"-Thematik.

Dafür scharrte Favreau eine schlagkräftige Besetzung um sich, darunter Good Ol' Han/Indy Harrison Ford und Bond-Darsteller Daniel Craig. Mit zwei Kalibern dieser Güteklasse ließe sich doch etwas anfangen. Nun benötige man nur noch eine atmosphärische und authentische Westernkulisse, einen roten Faden und besagte Aliens. Was schlussendlich bei rumkommt ist weder Fisch noch Fleisch. Cowboys & Aliens macht einige Sachen wirklich gut, doch in vielen Momenten lässt der Streifen arg zu wünschen übrig. Persönlich eine kleine Enttäuschung.


Zum Inhalt:

Arizona, um 1870. Braches Land, steile Felswände und trockene Steppe zeichnen das Bild. In dieser recht trostlosen Umgebung wacht ein namensloser Fremder (Daniel Craig) auf, ohne Erinnerung, wer er eigentlich ist und wie er hier hingekommen ist. Zudem ziert ein merkwürdiges metallenes Armband seinen linken Arm. Nach einer kurzen Sequenz findet er sich in der Kleinstadt Absolution wieder, wo ihm auch schon der Sheriff (Keith Carradine) ans Leder will. Bei dem Fremden handelt es sich nämlich um den gesuchten Schwerverbrecher Jake Lonergan. Nach kurzem Techtelmechtel können der Sheriff und seine Schergen mit Hilfe der geheimnisvollen Ella (Olivia Wilde) den Missetäter überwältigen und vorerst wegsperren.

Und schon tritt Woodrow Dolarhyde (Harrison Ford) in Erscheinung. Der ehemalige Colonel im amerikanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Südstaaten und nun umtriebiger Geschäftsmann hat mit Lonergan noch ein Hühnchen zu rupfen. Doch plötzlich wird Absolution erschüttert, seltsame Fluggeräte ballern wild um sich und entführen einen Großteil der Bewohner des kleinen Städtchens, darunter auch den Sohn (Paul Dano) von Dolarhyde. Einzig und allein das Armband, welches Lonergan trägt, bewahrt die Einwohner vor Schlimmeren. Gesetzloser hin oder her, der Kerl hat die Waffe, um diese merkwürdigen Dinger zur Strecke zu bringen. Also wird sein Prozess erst einmal nach hinten verschoben, jetzt gilt es die entführten Personen zu finden und wennmöglich zu befreien. Außerdem muss Lonergan selbst herausfinden, wer er eigentlich ist und wie er in diese Situation mit dem Armband gekommen ist. Und natürlich muss man diesen eigenartigen Wesen auch zeigen, wer der Herr im guten alten Arizona ist...


Cowboys & Aliens macht sich die erste halbe Stunde wirklich gut. Favreau und Kollegen ist es gelungen, eine stimmige Western-Atmosphäre auf die Bildfläche zu bringen. Die Kulissen machen einiges her, das Setting stimmt, es sieht nach einem guten Western aus. Mit stilgerechter Musik im Hintergrund wird das Ganze dann noch mehr als ordentlich abegrundet, zwar verändern sich die Musikstücke im Laufe des Films nicht wesentlich bzw. bleiben zum großen Teil gleich, dennoch, das ist bei alten Western-Schinken auch nicht viel anders gewesen, die Inszenierung, zumindest was die Cowboys in Cowboys & Aliens angeht, gefiel mir persönlich sehr gut.

Ein besonderer Grund hierfür stellt unteranderem Daniel Craig dar, welcher den Film auch zu späteren Zeitpunkten noch ein wenig rausreißt. Sein Auftritt als eiskalter, wortkarger Outlaw-vom-Anti-zum-Held-Typ wirkt sehr markant und überezugend. Craig könnte ich mir sehr gut in einem einfachen Western vorstellen, er hat die Eier, einen waschechten Western-Charakter zu verkörpern. Seine intensive und impulsive Vorstellung als Jake Lonergan macht wirklich Laune. Harrison Ford schlägt sich als griesgrämiger Ex-Colonel ebenfalls nicht schlecht, doch wirkt er ein wenig unterfordert. Solide trifft es ganz gut, zwar ist seine Figur präsent, jedoch reißt sie einen nicht wirklich mit. Olivia Wilde sieht recht nett aus, spielt ihre Rolle jedoch äußerst schlicht und kalt. Und der grandiose Sam Rockwell darf überhaupt nicht mitmischen (Ha, toller Wortwitz, er spielt einen Barkeeper) bzw. darf höchstens mal einen kleinen amüsanten One-liner loswerden.


Liest sich bis hierher gar nicht so verkehrt. Nun ja, die erste halbe Stunde. Nach dieser baut der Film in meinen Augen gewältig ab. Und das Problem sind ganz klar die Aliens. Die Idee, die SciFi-Alien-Thematik mit der des Wilden Westen zu verbinden, kann sich vielleicht recht interessant gestalten, doch bleibt es abstrus. Ja, die meisten Filme mit Aliens spielen in der Gegenwart oder Zukunft, die Frage, wo sie denn in der Vergangenheit waren, stellt sich vielleicht. Doch passt es einfach nicht. Hin und wieder wirkt die Auseinandersetzung zwischen Revolverheld und komischer Kakerlaken/Frosch auf zwei Beinen-Kreuzung dank rasanten Schnitte und tempreichen Actionsequenzen unterhaltend, doch fühlt man sich im wahrsten Sinne zu oft wie im falschen Film.

Die Geschichte an sich wirkt arg vorgezeichnet und berechenbar, überraschen kann einen nichts, Cowboys & Aliens bedient sich gelegentlich zu vieler Klischees, wortarme, aber im Herzen loyale Indianer dürfen natürlich auch nicht fehlen, dem großen Finale kann man leider nicht viel abgewinnen, am Ende verpufft der Film zu einem unbedeutenen Nichts und erweist sich schlussendlich doch als eine kleine bis mittelgroße Enttäuschung. Man hätte sich an einem richtigen Western versuchen sollen, hierfür sahen die Vorraussetzungen nicht schlecht. So bekommt man ein Mischmasch aus stilvollen Western und langweilig-öden SciFi-Alien-Gedöhns, in welchem letzteres leider überwiegt.

"Richtig Danny, die Snackbar ist da drüben, immer der Nase lang." 
Regisseur Jon Favreau (r.) zusammen mit Daniel Craig

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Fazit

Schade. Von Cowboys & Aliens hatte ich mir mehr erhofft. Als einer der wenigen, welche den Film bereits beim Lesen des Titels abgeschrieben hatten, wollte ich dem Streifen eine Chance geben. Die Western-Komponente konnte mich wirklich überzeugen und lässt mich hoffen, dass sich Daniel Craig in naher oder auch ferner Zukunft mit dem Genre erneut auseinandersetzt. Das könnte zu ihm passen. Doch leider tauchen alsbald auch schon die Aliens auf und fahren den Wagen gegen die Wand. Genre-Fans, die sich gerne mal etwas außergewöhnliches ansehen möchten, könnten hier auf ihre Kosten kommen. Doch dürfte auch hier recht schnell Ernüchterung einsetzen, die Story macht einen geradlinigen Eindruck, doch wirkt vieles zu einfach und zu vorhersehbar, sodass man sich sehr schnell langweilt. Da hilft auch die gelungene Western-Atmosphäre nicht. Nochmal: Schade.  Ein Film, den im Sommer 2011 eh nicht viele auf dem Zettel hatten. Mit Recht. Pro Cowboys & no Aliens.

Wertung: 


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Trailer


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