Montag, 5. September 2011

O Captain! My Captain!

Review

Captain America: The First Avenger


Somit hat Marvel sämtliche Vorkehrungen bezüglich dem Monumental-Superhero-Streifen The Avengers im Sommer 2012 getroffen. Nach Hulk, Iron Man und Thor darf mit Captain America: The First Avenger wortwörtlich der erste Rächer aus dieser illustren Riege vorstellig werden. Am besten durch unterhaltsames und stimmiges Actionkino im Stile seiner Marvel-Kollegen. Das gelingt, jedoch nicht so gut wie bei Eisenmann oder dem Gott des Donners. Als solide könnte man Captain America bezeichnen, doch wird man das Gefühl nicht los, dass die Macher hinter dem gesamten Marvel-Franchise vor ihrem großen Superhelden-Epos The Avengers noch schnell einen Film für das Kraftpaket im Star-Spangled Banner aus dem Hut zaubern wollten.


Ich selbst bin dem ganzen Avengers-Hype total erlegen. Komisch, denn persönlich kann ich mit Comics nicht sehr viel anfangen. Micky Maus gab’s damals, ja klar. Oder Asterix und Tim und Struppi (auf diesen Film freue ich mich auch sehr). Aber dieses amerikanische Comic-Phänomen konnte halt in Europa nicht allzu gut Fuß fassen und hat mich ebenfalls kalt gelassen. Was mich speziell an der Avengers-Thematik rundum Iron Man und Co. besonders interessiert, ist das abgestimmte Universum an sich. Wo man hinsieht ein kleiner Fingerzeig hinsichtlich anderer Marvel-Charaktere, dieses gekonnte Hinarbeiten auf das Gesamtwerk The Avengers, hier und da ein kleines Easteregg, ob in The Incredible Hulk von 2008 oder in den beiden Filmen über Iron Man oder eben in Thor, das machte mir Spaß und gefiel mir ungemein gut.

Und deshalb musste ich mir natürlich auch Captain America ansehen. Der erste Rächer darf ironischerweise als letztes ran, die Kritiken waren eher durchschnittlich (in Amerika logischerweise besser), besonders im europäischen Raum war man bezüglich des überpatriotischen Charakters und dementsprechend auch des Films sehr skeptisch. Ich erhoffte mir eine kleine Überraschung á la Iron Man oder Thor. Nach Captain America war ich nicht enttäuscht, doch hochbegeistert war ich ebenso wenig. Ja, Captain America geht als kurzweiliger Actioner mit einer Prise altbekannten Marvel-Charme durch, doch offenbart er weit mehr Schwächen als der metallene Lebemann oder der hammerschwingenden Wüterich.


Zum Inhalt:

1942, der zweite Weltkrieg. Alliierte und Achsenmächte liefern sich einen erbitterten Kampf, Europa ist ein Schlachtfeld. Beide Lager haben mit schweren Verlusten zu kämpfen, worauf natürlich fleißig rekrutiert wird. Für manch einen stellt es eine große Ehre da, für sein Vaterland in den Krieg zu ziehen. So auch für den schmächtigen Steve Rogers (Chris Evans), dessen mickrige Hühnerbrust vor Nationalgefühl und Dienstbereitschaft geradezu platzt. Doch ist der kleine Steve schlicht zu schwach, den Krieg würde er nicht überstehen, sodass er auch nach mehreren Anläufen bei den Musterungsverfahren immer wieder zurückgewiesen wird. Doch tut sich ihm eine kleine Chance auf, als der Wissenschaftler Dr. Abraham Erskine (Stanley Tucci) ihm die Möglichkeit bietet, seinem Land doch noch im Krieg gegen die Deutschen eine große Hilfe zu sein.

Zur gleichen Zeit verbreitet ein gewisser Johann Schmidt (Hugo Weaving) Angst und Schrecken bei den Alliierten. Schmidt ist Oberbefehlshaber von Hitler’s geheimer Wissenschafts-Division namens Hydra, welche sich hauptsächlich um kosmisch-magische Artefakte kümmert. Und ein solches fällt in Form eines leuchtenden Würfels (kennt man aus Thor) dem bösartigen Schmidt in die Hände. Mit Hilfe dieses Würfels kann er nach eigenen Angaben die Welt beherrschen und allen seinen Feinden den Garaus machen. Grund genug für die glorreichen Vereinigten Staaten von Amerika etwas dagegen zu unternehmen. Die Antwort ist Dr. Erskine und sein Schützling Steve Rogers. Der verwandelt sich nämlich nach einer kleinen Prozedur zum muskelbepackten Supersoldaten und soll den wahnsinnigen Johann Schmidt aka Red Skull aufhalten. Wir rücken aus, Gentlemen!


Was wie immer auffällt, Marvel (Stan Lee darf natürlich auch nicht fehlen, diesmal als verkappter Militär-Fuzzi) hat bei den Adaptionen ihrer Comics deutlich die Hände im Spiel und die Produzenten haben augenscheinlich auch nichts dagegen. Captain America präsentiert sich als solide Filmumsetzung des gleichnamigen Comics und weiß phasenweise mit unterhaltsamen und rasanten Sequenzen zu überzeugen, obwohl es eine ganze Weile braucht, bis die ganze Geschichte ins Rollen kommt. Dem größten Vorwurf muss man den Machern wohl bezüglich der Storygestaltung machen, die recht eintönig daherkommt und einen eher gemütlich zu sehen lässt, als den Zuschauer spannungsgeladen in den Kinosessel zu drücken.

Chris Evans macht sich als Muskelmann mit Sternchen auf der Brust ordentlich, wie so viele Marvel-Helden mimt er seine Figur unaufgeregt und nicht zu ernst, obwohl man Captain America natürlich eine gute Portion Verbissenheit in Sachen Nationalstolz anmerkt. Der Love Interest (Hayley Atwell) sieht recht hübsch aus, Stanley Tucci macht den gutmütigen Doktor und Erfinder des Super-Serums, welches Evans aka Roger zum Nationalsymbol der USA macht und Tommy Lee Jones bringt als alteingessener und überaus zynisch veranlagter General etwas Würze in die ganze Geschichte. Und Hugo Weaving wirkt wie Agent Smith aus der Matrix-Trilogie, etwas unterfordert und mit ein klein wenig mehr Rot im Gesicht. Man merkt es, atemberaubend wirkt nichts von alledem, doch enttäuscht keiner in seiner Performance.


Die Story ist leider wirklich viel zu einfach und banal, natürlich muss man sich mit dem fiktiven Szenario und dessen weiteren Folgen im Film anfreunden, doch kann man sich ab und an ein Schmunzeln aufgrund unglaubwürdiger Momente kaum verkneifen. Ein bisschen mehr Pepp, ein wenig mehr Ecken und Kanten, nicht so viel Larifari, das hätte dem Film gut getan. Der 3D-Effekt steht dem in Thor in nichts nach, angenehm mitanzusehen, nicht zu aufdringlich, passend zu den actiongeladenen Szenen, aber selbstverständlich nicht überragend gut wie in Avatar.

Das größte Problem für potenzielle Kinobesucher stelle wohl der patriotische Tenor von Captain America dar. Nach meinem Empfinden wird der übertriebene Nationalstolz der Amerikaner aber eher persifliert als glorifiziert, jedoch kann man diesen Punkt auch ebenso gegenteilig sehen. Sagen wir es so, mich haben andere Dinge mehr gestört, als Minute für Minute die fleischgewordene Nationalflagge der USA durchs Bild hüpfen zu sehen. Ich hätte es mir in Sachen Patriotismus schlimmer vorgestellt. 


Ein fetter Pluspunkt wird dann selbstverständlich noch am Ende eingefahren, wenn die Credits durchgelaufen sind und ein weiterer Schnipsel zu The Avenges gezeigt wird. Wenn man ein bisschen was für die Materie übrig hat, ist man bei Marvel-Adaptionen spätestens an dieser Stelle Feuer und Flamme. Das täuscht jedoch nicht über die Tatsache hinweg, dass Captain America ein eher mittelmäßiger Film des Kino-Sommers 2011 ist, um einiges besser als Green Lantern (Review), aber auch mehr als einen Zacken hinter den Kollegen Iron Man und Thor.

Da haben wir die ganze Avengers-Schar. Ganz rechts Regisseur Joss Whedon und Produzent Kevin Feige. Die Anderen sind alle ganz tolle und schwerreiche Hollywood-Stars. Wow.
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Fazit

Bei Captain America handelt es sich (leider) doch nur um einen durchschnittlicher Superhelden-Film, mit dem der Europäer sicherlich viel weniger als der Amerikaner anfangen kann. Es macht schon Spaß, Steve Rogers aka Captain America beim Austeilen zuzusehen, Unterhaltungswert hat der Film allemal. Doch kommt alles ein wenig zu 0815 rüber, die Story packt einen nicht wirklich und das Gesamtpaket macht einen zu simplen Eindruck. Man sieht halt ein wenig hinüber weg, weil man weiß, dass der „First Avenger“ auch noch seinen Film braucht. Jedoch, trotz einem mittelmäßigen Captain America wird die Spannung dank vieler kleinen Anspielungen (Howard Stark (Dominic Cooper), Vater von Tony, mischt mit, Weltenbaum Yggdrasil ist zu sehen usw. usw.) hinsichtlich The Avengers hochgehalten. Das Ding könnte abgehen wie eine Rakete. Captain America kann man sich der Vollständigkeit halber ansehen. Alleine der Post-Credit-Scene wegen. Dennoch gehört dieser Film definitiv nicht zu den Must-Sees des Jahres (Fans werden sich den Streifen natürlich geben müssen).

Wertung:

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Trailer

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