Die drei Musketiere 3D
Die drei Musketiere. Wieder einmal. Mit
der zigsten Adaption der unbestritten sehr erfolgreichen Romanvorlage
von Alexandre Dumas möchte man augenscheinlich auch dem jüngeren
Publikum die Geschichten rundum Athos, Porthos, Aramis und d'Artagnan
näher ans Herz legen. Dafür wurde die Literaturvorlage von
Regisseur Paul W.S. Anderson aufgefrischt und schwer "hollywoodilisiert"
(wenn ich anmerken darf, eine fantastische Wortneuschöpfung
meinerseits). Das Ergebnis: Großer Mumpitz. Quark. Oder eben Schund.
Die drei Musketiere sollte man meiden.
Ja, Mantel-und-Degen-Filme hatten immer
etwas sehr abteuerliches. Wie oft hat man sich als kleiner Bub selbst
beim ausfechten etwaiger Duelle mit seinen Freunden erwischt, mit
einem einfachen Stock in der Hand und lauthals "En Garde!"
rufend? Damals haben solche Filme mit guten Degenkämpfen und "Einer
für alle, alle für einen!"- Parolen bei mir gut funktioniert.
Und es ist ja schon eine ganze Weile her, dass sich jemand an diesem
Thema versucht hat. Filmfreunde in meinem Alter erinnern sich wohl
noch vage an die Musketier-Vefilmung von 1993, unteranderem mit
Charlie "The Drunkard" Sheen als Aramis (strenggläubig versteht sich), Kiefer "24" Sutherland als Athos und der einzigartige Tim Curry als Kardinal
Richelieu. Oder der Mann mit der Eisernen Maske von 1998, wo man beim
Cast noch eine Schippe drauflegen konnte, Größen wie John Malkovich, Jeremy Irons, Gérard Depardieu und selbstverständlich
Leonardo DiCaprio gaben sich hier die Klinke in die Hand. Beides keine großartigen Filme, aber als Stift konnte man sich dafür halt begeistern.
Es ward also mal wieder an der Zeit
einen Musketier-Film auf die Leinwand zu bringen. Und dem Zeitgeist
entsprechend natürlich mit viel Getöse, CGI und 3D-Effekt. Als
Vorbild sollte Dumas' klassische Vorlage dienen, man hole sich noch
den ein oder anderen bekannten Highroller aus Hollywood mit ins Boot,
denke sich etwas ganz revolutionäres in Sachen Storygestaltung aus
und ließe sich am Ende des Tages von den Massen für einen
jugendlichen, erfrischenden Film feiern. Lange Rede, kurzes Fazit:
Quatsch mit Soße. Die drei Musketiere haben genau das geliefert, was
ich erwartet hatte: Gar nichts. Von unzähligen Klischees über
furchtbaren Schauspielerleistungen bis hin zu hanebüchenen
Story-Geblubber, Die drei Musketiere gehört definitiv und wie
bereits vermutet zu einem der schlechtesten Filme des Jahres.
Bevor ausgeteilt wird, zum Inhalt:
Europa, Anfang des 17. Jahrhunderts:
Everybody's Darling Frankreich befindet sich mit so gut wie jeden
anderen europäischen Staat im Krieg. Besonders gegenüber Langzeitkonkurrent England bestehen
gefährliche Spannungen. Der König (Freddie Fox) kümmert sich nicht
wirklich drum und hat eher die neueste Mode im Kopf, sein Land geht
langsam aber sicher vor die Hunde. Hinzukommt der hinterlistige
Kardinal Richelieu (Christoph Waltz), längst nicht mehr nur rechte
Hand des Königs, sondern insgeheim schon der mächtigste Mann im
Land. Und eben dieser Kardinal möchte die Sache jetzt natürlich
auch zu Ende bringen, den amtierenden König ablösen und den französischen Thron
besteigen. Und dafür intrigiert der Kirchen-Oberguru fleißig.
Zur Seite stehen ihm dabei die betörende Mylady De Winter (Milla Jovovich) und der eitle Herzog von Buckingham (Orlando Bloom), von
denen sich aber keiner sicher sein kann, ob sie vom Kardnial nicht
gegeneinander ausgespielt werden. Ja ja, alles ist arg verstrickt,
keiner blickt mehr durch, keinem kann man vertrauen, Frankreich geht den Bach runter. Alles aus?
Mitnichten! Gott sei's gedankt, der
mobile Einsatztrupp des Königs, die Musketiere, haben dolle was
dagegen, dass der böse Kardinal sich so einfach das Land unter den Nagel reißt. Aber die guten Zeiten sind vorbei, Idealist Athos
(Matthew Macfadyen), Glaubensbruder Aramis (Luke Evans) und Raufbold
Porthos (Ray Stevenson) haben ausgedient, für die Musketiere ist in
diesem Frankreich kein Platz mehr. Jedoch gibt es da einen jungen,
vor Tatendrang geradezu sprühenden Springinsfeld, der selbstbewusste
d'Artagnan (Logan Lerman), der von nichts anderes träumt, als ein
Musketier zu werden. Und eh er sich versieht ist er auch schon eins
und muss sogleich die ganze Nation retten. Null Problemo, denkt sich
d'Artagnan, meine neuen Kumpels sind doch auch am Start, wir biegen
das schon wieder grade und verhelfen Frankreich zu guten altem Glanz.
Na dann...
Das war wirklich großer Quatsch.
Ehrlich zugegeben, die ersten 20 Minuten sah das nach einem ganz
guten Kostümfilm aus, der Charme alter Mantel-und-Degen-Filme kam
ein wenig rüber. Ein lässige Spruch hier, ein bisschen Action da,
ein gefälliger 3D-Effekt, vielleicht hatte ich den Film im Vorhinein
doch falsch eingeschätzt... Nein, hatte ich nicht. Denn nach diesen
gut 20 Minuten ging's steil bergab, wahrscheinlich sogar durch die
Kruste gen Erdmittelpunkt. So viel Schwachsinn habe ich das letzte
Mal bei Sucker Punch ertragen müssen. Die drei Musketiere macht
eigentlich so gut wie alles falsch, kein roter Faden, massig viele
Logiklöcher und durchschnittliche bis furchtbare Performances der
Darsteller.
Punkt 1, Milla Jovovich ist, wenn man
sich Die drei Musketiere anschaut, eine grauenhafte
Schauspielerin. Ich fand sie eigentlich immer ganz nett, vor allem in
Das fünfte Element. Das lag wohl auch daran, dass sie dort nicht
sehr viel Text hatte. Für die Resident Evil-Reihe hatte ich nie viel übrig. Ihr Auftritt in Die drei Musketiere ist
peinlich und verleitet zum Fremdschämen. Bei ihr kommt gar nichts
rüber. Ähnlich präsentiert sich Orlando Bloom als aalglatter
Herzog von Buckingham, viel zu overdressed, viel zu überzogen und auf einem seltsamen
"Seht mich an, ich kann das genauso gut wie Johnny Depp mit
seinem Jack Sparrow!"- Trip. Schrecklich.
Die Musketiere Matthew Macfadyen, Luke
Evans und Ray Stevenson machen da schon einen besseren Eindruck, wenn
auch ihre Darbietung durchschnittlich und äußerst monoton ist. Mit
knackigen Onelinern kann man einen Film schon einmal auflockern, aber
als Allheilmittel? Das funktioniert nicht. Hollywood-Beau Logan
Lerman macht als d'Artagnan auf jugendlichen Herzensbrecher, lächelt
immer wieder mal verschmitzt in die Kamera und darf den großen
Helden mimen. Dröge. Christoph Waltz und Mads Mikkelsen hingegen tun
mir leid, sie sind gnadenlos unterfordert und haben einen solchen
Film eigentlich nicht verdient. Aber beide müssen ja selbst dafür
unterschrieben haben. Der erstere zieht seine Hans-Landa-Nummer mit
Häubchen auf dem Kopf ab, Mikkelsen hingegen dient in der Rolle des
Rochefort als Sparringspartner für den heißblütigen d'Artagnan,
darf selbstgefällig ein paar Kommentare abegeben und bleibt
größtenteils blass. Ach ja, Til Schweiger spielt auch mit. Äh,
genau...
Die Actionsequenzen sehen anfangs noch
recht nett und unterhaltsam aus, wiederholen sich jedoch viel zu
schnell. Zwar präsentiert sich der 3D-Effekt von alledem noch am
besten, doch hilft es nichts, wenn man immer wieder das Gleiche
zusehen bekommt. Besonders penetrant wirken die zahlreichen
Slow-Motions, welche im Minutentakt über die Leinwand flimmern.
Regisseur Paul W.S. Anderson (übrigens der Ehemann von Milla Jovovich, was somit ihre Besetzung erklären würde) musste wohl eine Art "Slow-Mo-Klausel"
in seinem Arbeitsvertrag gehabt haben. Ansonsten kommt man sich
teilweise wie auf einer Fashion-Week vor, was dem überzeichneten und
metrosexuellen König von Frankreich geschuldet ist. Ja, die Kostüme
sehen nicht schlecht aus, besonders die Damenwelt macht dank
hochgesteckten Dekolletés einiges her (Pluspunkt. Ähem...), aber man
kann es wie sooft in Die drei Musketiere auch übertreiben.
Abgerundet wir dies alles dann noch mit
einer abstrus-absurden Story, die einen nur noch mit dem Kopf
schütteln lässt. Man hätte buchstäblich etwas mehr down-to-earth
arbeiten sollen, überladene Inszenierungen und irrationale Wendungen
erledigen ihr übrigens. Mein Gott, da haben sie doch tatsächlich
Luftschiffe mit eingebaut, welche als neueste Kriegswaffen irgendein
Kräfteverhältnis auf den Kopf stellen sollen. Als hätten die
Drehbuchautoren in einem Raum gesessen, grübelnd, welches
bahnbrechende Feature diesen Musketier-Film von allen anderen
unterscheiden soll und urplötzlich kommt da einer in den Raum
gestürmt, brüllt laut "Luftschiffe!", die ganze
Belegschaft bricht in unaufhaltsamen Jubel aus und wirft die Arme in
die Luft. Anders kann ich mir das nicht vorstellen. Und das obligatorische "Einer für alle und alle für einen!" darf natürlich auch nicht fehlen. Gehört ja nun mal bei den Musketieren dazu.
Damit ist die Hasstirade komplett und
ich am Ende. Dass Die drei Musketiere nicht gut wird, wusste ich.
Trotzdem habe ich ihn mir angesehen. Spaß macht solch ein Kinobesuch
mit einem guten Freund immer. Außerdem möchte ich ja auch andere
vor diesem Film bewahren. Und noch etwas: Wenn vor dem eigentlichen
Film eine Boygroup (in diesem Falle Take That) zu sehen ist, welche
nochmal ordentlich Promo macht und auf ihren neuesten Hit, zeitgleich
auch Titelsong des Films, am Ende Vorstellung hinweist, wäre das
schon die erste Überlegung wert, den Kinosaal vorzeitig zu
verlassen.
Logan Lerman aka d'Artagnan. Der Gesichtsausdruck kommt
den meinigen während des Films recht nahe.
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den meinigen während des Films recht nahe.
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Fazit
Bitte nicht ins Kino gehen. Die drei
Musketiere gibt euch nichts und nimmt euch gut 10 €,
3D-Pauschale inklusive. Die Figuren sind allesamt äußerst monoton
und fad, die Story ein großer Kübel voll Bockmist. Auch wenn ich
gerade stark gegen diesen Film wettere, es hat seine berechtigten
Gründe. Das, was man zu sehen bekommt, macht wirklich wenig Sinn. Zu
Beginn vielleicht noch ganz interessant und vielsprechend, flacht Die drei Musketiere absolut ab und reiht sich somit in die Reihe der
0815-Blockbuster mit pompösen aber öden Actionmomenten, null
Geradlinigkeit in Sachen Story und vermutlich trotzdem
beachtlichen finanziellen Erfolg ein. Die Vorbereitungen für ein
Sequel wurden schon getroffen, wir freuen uns alle darauf. Die drei
Musketiere bekommt zu des Lesers große Überraschung von mir keine
Empfehlung. Eher einen gigantischen "Vorsicht!"-Aufkleber.
Wertung:
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Trailer
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