Thor 3D
Auffällig ist, dass sich jene Comic-Verfilmungen in den letzten Jahren wahrlich gehäuft haben. Die Spiderman- und X-Men-Filme, zwei Hulk-Streifen, ein fantastisches Batman-Reboot, grandiose Adaptionen wie Sin City, 300 oder Watchmen, Iron Man und jetzt Thor. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht in Sicht. Doch dazu später mehr.
Ich habe mich echt auf Thor gefreut. Erstaunt war ich, als ich auf RottenTomatoes.com was von 94% und absolutely certified fresh las. Doch neben der Vorfreude gab’s natürlich auch etwas Skepsis. Thor? Die ersten Bilder sahen recht futuristisch aus, so habe ich mir Asgard, die Stadt der Götter, nie vorgestellt. Wenn man Thor oder Odin liest denkt man automatisch an bärtige und stramme Wikinger-Visagen. Bärte haben sie. Doch wo ist dieses Nordische, diese raue Mythologie?
Aber: Thor 3D hat mich wirklich beeindruckt. Bis zum jetzigen Zeitpunkt des Jahres die beste Unterhaltung im Kino. Und das schöne ist, dass man absolut keinen Plan von der Comic-Vorlage haben muss. Ebenso muss keinen Doktor in nordischer Mythologie haben. Regisseur Kenneth Branagh schafft ein komplett eigenständiges Universum, welches schlicht und einfach unfassbar gut unterhält.
Doch zunächst eine kleine Inhaltsangabe:
Thor (Chris Hemsworth) ist mächtig. Thor ist stark. Thor ist selbstverliebt. Der Kronprinz und angehende König Asgards ist wohl einer der fähigsten und besten Krieger seiner Zunft. Mit seinem Hammer Mjölnir zerschmettert er Heerscharen an Feinden, seinen Taten haben ihn berühmt gemacht und er selbst ist von sich wohl am meisten überzeugt. Da liegt auch die einzige Schwäche des hünenhaften Blondschopfs: Thor's Arroganz und Selbstverliebtheit sucht seinesgleichen.
Das erkennt natürlich auch (All)Vater Odin (Anthony Hopkins). Einst glorreich im Kampf gegen die Eisriesen, nun Herrscher und Bewahrer der friedvollen Götterwelt, sieht er nun die Zeit gekommen, von seinem Thron herabzusteigen und seinem Sohn Thor das symbolische Zepter der Macht zu überreichen. Doch dessen Arroganz und Ego sind ihm ein Dorn im Auge. Nichtsdestotrotz, er vertraut in die Vernunft seines Sohnes und traut ihm eine erfolgreiche Regentschaft durchaus zu.
Doch Odin wird enttäuscht. Thor wütet abermals, schwingt die Keule…Entschuldigung…den Hammer und zerstört somit den einst von Odin geschmiedeten Friedenspakt mit den Eisriesen. Thor verhielt sich töricht und naiv, dem Vater langt’s mit dem sturen Sohnemann . Loki (Tom Hiddleston), Bruder Thors und jüngster Sohn Odins, versucht seinen Vater zu besänftigen und Thor vor dessen Strafe zu behüten, doch vergebens. Odin entzieht Thor seine Kräfte, nimmt ihm seinen Hammer Mjölnir und verbannt ihn auf einen im Vergleich mit Asgard recht trostlosen Ort des Universums: Die Erde.
Dort angekommen bzw. im wahrsten Sinne des Wortes „gelandet“, macht Thor auch gleich seine erste Bekanntschaft mit Menschen, indem er von einem kleinen Forschungsmobil angefahren wird. Die Insassen, die ambitionierte Wissenschaftlerin Jane Foster (Natalie Portman) und ihr erfahrener Kollege Erik Selvig (Stellan Skarsgård), sowie die junge Praktikantin Darcy (Kat Dennings), sind natürlich erst einmal baff. Wo kommt der muskulöse Fremde her? Vom Himmel? Und was labert er da von Asgard und Odin?
Nach einigen Missverständnissen und wunderlichen Rätseleien passt sich der gestrandete Ex-Gott der Menschenwelt an. Und auch das Team um Jane Foster nimmt dessen eigentümliches Verhalten vorerst einmal hin. Die Gedanken sind sowieso woanders, eine seltsame Organisation macht Foster und Co. Zu schaffen. S.H.I.E.L.D. nennt sich diese und beschlagnahmte kurz nach dem Eintreffen Thors auf der Erde sämtliche Aufzeichnungen und Gerätschaften Fosters und Kollegen. Haben die registrierten Anomalien etwas mit dem kräftigen Strahlemann zu tun? Warum konfessiert S.H.I.E.L.D. die dabei entstanden Ergebnisse? Irgendwelche Zusammenhänge? Wer weiß…
Asgard, gleiche Zeit: Nach Verbannung Thors fällt Odin in einen tiefen Schlaf. Man munkelt, er würde nie wieder erwachen. Doch wer soll während seiner Abstinenz den Thron übernehmen? Die Chance für dessen jüngsten Sohn Loki. Der talentierte Zauberer springt für Vater Odin ein und übernimmt das Zepter. Doch irgendwas ist faul. Dieser schmierige Loki hat eine ganz besondere Vorgeschichte. Und dann guckt der immer so hinterlistig. Thor, der eigentliche Thronfolger, verbannt, Odin im Tiefschlaf, Loki auf dem Thron. Das lief doch ziemlich gut für Letzteren. Zu gut.
Für Thor gilt es jetzt jedoch erst einmal seine Kräfte und seinen Hammer zurückzugewinnen. Vater Odin hat ihm dafür ein Hintertürchen in seiner Verbannung offengehalten. Thor muss beweisen, dass er doch nicht so arrogant ist, wie er immer erscheint und er sich nicht nur um sich, sondern auch um das Wohlergehen anderer kümmert. Erst dann kann er nach Asgard zurück und sich dort seinem fiesen Bruder Loki stellen…
So stelle ich mir sehr gute Kino-Unterhaltung vor. Actionreich, markante Figuren, sehr amüsant und am wichtigsten: stimmig. Wenn Regisseur Kenneth Branagh etwas geschafft hat, dann, dass Thor von der ersten bis zu letzten Minute stimmig ist. Da wirkt nichts deplatziert, jeder Satz sitzt, ob unfreiwillig komisch oder eben nicht. Da muss man Branagh ein Kompliment machen. Er setzte die Comic-Vorlage nach seinem Gusto um, erschaffte etwas Neues und hat in meinen Augen, als neutralen Beobachter des gesamten Comic-Mythos um Thor, alles richtig gemacht.
Thor lebt jetzt nicht von herausragenden Schauspielleistungen. Vielleicht könnte man Tom Hiddleston, welcher den Loki spielt, noch am ehesten für dessen galante Ausführung seiner komplexen Rolle loben. Jedoch stehen in Thor nicht die Schauspieler, sondern ihre Figuren im Mittelpunkt. Wir wollen einen alles zerstörenden und impulsiven Donnergott, wir bekommen ihn. Wir wollen einen weisen, allmächtigen Odin, wir bekommen ihn.
Die agierenden Schauspieler setzen die Vorlagen sehr gut um, kein Overacting, sie spielen das, was von ihnen verlangt wird. Ob nun Chris Hemsworth, Sir Anthony Hopkins oder Natalie Portman, jeder weiß zu überzeugen, auch wenn manchmal nur mit einem Augenzwinkern. Als hätte Branagh allein das Ziel verfolgt, die Figuren des Thor-Universums und nicht seine Schauspieler nachhaltig in den Köpfen seiner Zuschauer zu verankern.
Der 3D-Effekt kann sich auf jeden Fall sehen lassen und passt optimal zu den gelegentlichen Kampfszenen, in denen es überall blitzt und donnert und Thor seine Gegner zu Boden ringt. Auch wenn hier die 3D-Schablone drübergelegt wurde, der Effekt erfüllt seinen Zweck und gefällt gut.
Wenn sich Thor einen Vorwurf gefallen lassen muss, dann ist es wohl sein äußerst zügiges Tempo. Mich persönlich störte dies überhaupt nicht, doch es werden sich einige Nörgler finden lassen, welche dem Film diesen Punkt anlasten. In Thor gilt es keine Zeit zu verschwenden, die eigentliche Geschichte über den geschassten Donnergott ist weitaus komplexer als es der Film zeigt. Doch was blieb Branagh und Komparsen denn anderes übrig? In meinen Augen führte der Regisseur seinen Helden kurz und knackig, prägnant auf den Punkt und ohne Umschweife ein. Das gefiel mir sehr gut, doch wie sehen es die eingefleischten Fans aus Amerikanien? Thor startet erst am 06. Mai in den amerikanischen Kinos und wird sich dann dort seiner Reifeprüfung unterziehen lassen müssen.
Mit Thor 3D kommt wieder einmal eine sehr gute Comic-Adaption ins Kino, welche Vorfreude auf kommende Filme mit dem hammerschwingenden Haudrauf macht. Und diese werden kommen. Vermutlich nicht als alleinstehender Film, jedoch in Kombination mit anderen Superhelden, und zwar in Form der legendären Avengers. Und wieder rümpft der Europäer die Nase. Avengers? Was ist das? Eine Damenbinde? The Avengers ist eine Gruppierung von Marvel-Superhelden, welche sich zusammenschließen, um gemeinsam das Böse zu bekämpfen.
Die ganze Geschichte fing mit dem zweiten Hulk-Film, Der Unglaubliche Hulk (damals Edward Norton, in The Avengers von Mark Ruffalo verkörpert), an. Hier bekam man schon in der Endsequenz einen Nick Fury (Samuel L. Jackson), Chef von S.H.I.E.L.D, und einen Tony Stark aka Iron Man (Robert Downey Jr.) zu sehen. In Iron Man wurde die Geschichte weitergesponnen und auch in Thor zeigt sich das ein oder andere bekannte Gesicht der Avengers oder eben Rächer, wie sie zu gut deutsch heißen. Im August wird dann noch Captain America (Chris Evans) dazustoßen, der vierte im Bunde. Und ein gutes Jahr später darf dann dieser gemeinsam mit dem unglaublichen Hulk, Iron Man und Thor auf Schurkenjagd gehen.
Doch das ist gänzlich anderes Thema und wird hier auf Bommebastisch!Blog sicherlich nochmal auftauchen. Und bevor ich mich hier weiter verzettele, spreche ich lieber erneut eine Empfehlung für Thor 3D aus. Gerade als neutraler Zuschauer, ohne etwaiges Vorwissen zu dem Thema, macht Thor einfach nur Spaß. Ein guter Streifen.
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Fazit
Chapeau Kenneth Branagh. Wer hätte ihm eine derartig gute und vor allem unterhaltsame Umsetzung des Thor-Comics zugetraut? Branagh schafft eine eigene, dynamische Welt, in welcher, so komisch es auch ab und zu erscheinen mag, jede Figur bis in ihre Zehenspitzen glaubwürdig ist. Es stimmt und passt, die Schauspieler machen einen sehr souveränen Eindruck und spielen ihre Rollen mit absoluter Überzeugung, wenn auch oft mit vorher besagten Augenzwinkern. Das tut dem Film keinen Abbruch, Thor macht Spaß und versprüht sogar einen Hauch von Epicness, von etwas Großen und Mächtigen. Ich bin von Thor sehr positiv überrascht, erfreute mich an diversen Anspielungen in Bezug auf das Marvel-Universum und der Avengers-Story, und verließ frohen Mutes sowie absolut zufriedengestellt den Kinosaal. Ich freue mich auf weitere Geschichten mit dem impulsiven Thor und kann es kaum erwarten, wie er sich mit dem schnippischen Tony Stark aka Iron Man in The Avengers vertragen wird. Von mir gibt es beide Daumen hoch für Thor in 3D.
Wertung:
PS: Und bitte bis zum allerletzten Credit im Kino bleiben.
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Trailer
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